In St. Gallen wurden am 12. Juni zwei neue Stolpersteine verlegt, für Szloma Sochaczewski und Martha Wodiunig, beide Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung. Die Gedenksteine wurden an den früheren Wohnorten der beiden in der Rosenbergstrasse und in der Wassergasse gesetzt. Angehörige, Schulklassen und Vertreter der Stadt nahmen an den würdevollen Zeremonien teil. Szloma Sochaczewski wurde 1904 in Uniejow (damals Russisches Kaiserreich) geboren und kam als Kind nach St. Gallen. Trotz Schulbildung und Arbeit wurde er 1937 wegen Schulden aus der Schweiz ausgewiesen. Er flüchtete nach Frankreich, wurde dort später verhaftet und 1944 deportiert. Martha Wodiunig, 1906 unehelich in St. Gallen geboren, wurde nach ihrer Ausweisung nach Österreich «aus armenpolizeilichen Gründen» Opfer der Euthanasiemorde der Nationalsozialisten. Sie wurde 1941 in Niedernhart ermordet. Stadtrat Markus Buschor betonte bei der Steinsetzung: «Die Stolpersteine holen die Namen zurück in unsere Strassen und damit auch in unser Bewusstsein.» Regierungsrätin Laura Bucher warnte angesichts aktueller Entwicklungen vor dem Abbau demokratischer Werte und erinnerte daran, dass Wodiunigs Geschichte auch ein Teil der Schweizer Geschichte sei. Die Stolpersteine sind ein europaweites Erinnerungsprojekt des Künstlers Gunter Demnig, das seit 1992 mit über 100 000 Messingtafeln an Opfer der Verfolgung durch Nationalsozialisten erinnert. In der Schweiz ist der Verein Stolpersteine seit 2021 aktiv.
St. Gallen
20. Jun 2025
Erinnern durch Namen

Emily Langloh