Alon Ohel 28. Nov 2025

Pianist

Zum ersten Mal seit seiner Freilassung besuchte Alon Ohel am Mittwochnachmittag den Hostages Square in Tel Aviv, jenen Ort, an dem seit Monaten Angehörige und Unterstützer der Geiseln zusammenkommen. Dort spielte der 24-Jährige auf dem gelben Klavier, das seine Familie während seiner Gefangenschaft aufstellen liess und das seinen Namen trug. Umgeben von Hunderten Menschen setzte er sich abwechselnd mit seinen Eltern und seinem Bruder auf die Klavierbank und spielte «Song without a Name» von Yehudit Ravitz, ein Lied, das er laut Mitgefangenen während seiner Zeit in Gaza immer wieder vor sich hin summte. Ohel gehörte zu den letzten 20 Geiseln, die am 13. Oktober nach fast zwei Jahren in den Tunneln der Hamas freikamen. Eigentlich hätte er im vergangenen Jahr sein Studium an der Rimon School of Music beginnen sollen. Stattdessen wurde er am 7. Oktober 2023 aus einem Schutzraum nahe dem Nova-Festival verschleppt, als Hamas-Terroristen das Massaker verübten. Seine Familie organisierte seitdem weltweite Musikaktionen, bei denen Musikerinnen und Musiker auf gelben Klavieren spielten, als Zeichen der Solidarität und Mahnung, die Geiseln nicht zu vergessen. Auf jedem Klavier stand der Satz «You Are Not Alone», ein Wortspiel mit Alons Namen und ein Appell an die Weltöffentlichkeit. Sängerin Yehudit Ravitz nahm später sogar eine neue Version des Liedes auf, um ihn willkommen zu heissen. Seine Mutter Idit schrieb kürzlich, ihr Sohn kämpfe sich Schritt für Schritt zurück ins Leben, esse wieder, lache und versuche, die Sehkraft seines schwer verletzten rechten Auges zu erhalten. Ohel wurde diesen Monat am Auge und orthopädisch operiert; Splitter eines Schusses hatten seine Netzhaut beschädigt.

Emily Langloh