Ronald Lauder rollt Holocaust-Abkommen mit UBS und Credit Suisse neu auf.
Seit fünf Jahren arbeitet eine hochkarätige Koalition unter Leitung von Ronald Lauder an einer neuen Überprüfung allfälliger Unterschlagungen jüdischer Guthaben durch Schweizer Banken während der Nazi-Ära. Wie von «Bloomberg News» exklusiv berichtet, nennt sich die Gruppe «Project Righteousness» (Projekt Rechtschaffenheit). Mitglieder sind Brad Karp, Vorsitzender der grossen Anwaltskanzlei Paul, Weiss; der bereits 2024 verstorbene Dick Parsons, ex-Chairman der Citigroup; Allen Vine, ex-Banker bei Merrill Lynch; sowie der Anwalt und ex-Staatsanwalt Andrew Hruska, der vormals für Credit Suisse tätig war. Lauder erklärt «Bloomberg», die Banken – und vor allem die Credit Suisse – hätten in den 1990er Jahren nicht sämtliche Konten-Unterlagen für eine Überprüfung durch die von Paul Volcker geführte Kommission im Zusammenhang mit dem «globalen Settlement» zu den Holocaust-Vorwürfen herausgegeben. Lauder war Mitglied der Kommission.
Der Präsident des Jüdischen Weltkongress hat bei dem neuen Anlauf zu den Vorwürfen laut dem Bericht gleich eingangs Urs Rohner auf die Problematik angesprochen, den CEO von Credit Suisse (CS) vor der Übernahme durch die UBS. Rohner sei überraschenderweise umgehend bereit zu einer neuen Prüfung von Akten gewesen und griff für das Vorhaben auf den Juristen Neil Barofsky zurück, der bereits an einer Untersuchung mutmasslicher Nazi-Konten in Argentinien nach 2020 mitgewirkt hatte. Material dazu war vom Simon Wiesenthal Zentrum entdeckt worden. Nach Rohners Ausscheiden bei der CS hat die Bank Untersuchungen dazu eingestellt oder Ergebnisse geheimgehalten – so zumindest die Vorwürfe Lauders und von Kongress-Mitgliedern, die ihn seit einigen Jahren in der Sache unterstützen. Allerdings hat die UBS nach der Übernahme der CS die Untersuchungen und Kooperation mit Lauders Gruppe wieder aufgenommen.
Bereits 2021 hat «Project Righteousness» zudem die Biden-Regierung informiert und grosse Wall Street Banken für eine allfällige Verteilung neuer Entschädigungsgelder angesprochen.
Anscheinend sieht Lauder allfällige Nazi-Konten bei der CS in Verbindung mit jüdischen Guthaben. Diese Causa wurde durch den umfassenden Vergleich zwischen Banken, Klägeranwälten und dem WJC vom August 1998 eigentlich beigelegt. Aber «Project Righteousness» hält den Vergleich anscheinend für nichtig, sofern Beweise für eine bewusste Verheimlichung von Unterlagen für die Volcker Kommission durch die CS entdeckt werden. Anscheinend ist es dazu jedoch noch nicht gekommen.
Die Archiv-Recherchen von «Project Righteousness» sollen weitgehend abgeschlossen sein. Die UBS steht derweil unter erheblichen Druck amerikanischer Aufsichtsbehörden im Zusammenhang mit der CS-Übernahme und Vorwürfen zu Steuerunterschlagungen. Dies erinnert an die Debatte vor 30 Jahren, als Schweizer Banken aufgrund von Übernahmen amerikanischer Geldhäuser ebenfalls unter Druck gesetzt worden sind.
Die Vorwürfe fehlender Offenheit – oder bewusster Täuschung – bei Archivunterlagen sind ebenso alt und bleiben umstritten. Dieses Argument wurde von Richter Edward Korman aufgegriffen. Er hatte als Aufseher der Verteilung der 1,25 Milliarden Dollar nach 2000 fast zwei Jahrzehnte lang erhebliche Probleme bei der Aufdeckung jüdischer Konten, die von Schweizer Banken im Holocaust beraubt worden sind. Kritiker des Vergleichs betrachten dies als eine Art Unschuldsbeweis für die Banken. Das neue Kapitel dieser Debatte dürfte derweil allein aufgrund der Mitwirkenden in den USA erneut hohe Wellen schlagen (Link).