Die Bibliothek der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich letzte Woche zu einem besonderen Literaturlunch ein, der der neu erschienenen Biografie des Schweizer Diplomaten Harald Feller gewidmet war. Im gut besuchten Eventsaal diskutierten Susanna Merkle, Eva Koralnik und Anton Feller über Leben und Wirken des heute weitgehend vergessenen Retters, der 1944/45 in Budapest zahlreiche Jüdinnen und Juden vor der Deportation bewahrte. Die Veranstaltung stellte das Buch «Harald Feller. Retter von Verfolgten, Gefangener von Stalin» von François Wisard ins Zentrum, die erste umfassende Biografie über den Berner Diplomaten. Feller versteckte während der Belagerung Budapests verfolgte Menschen und Diplomaten, wurde nach dem Einmarsch der Sowjets verhaftet und ein Jahr in Moskau inhaftiert. Zurück in der Schweiz, musste er sich gegen unbegründete Vorwürfe der Kollaboration verteidigen; seine Rehabilitierung fand kaum Beachtung. Erst 1999 ehrte Yad Vashem ihn als «Gerechten unter den Völkern». Die Referentin Susanna Merkle, die Feller als Kind in der Türkei kennenlernte, sowie Zeitzeuginnen und Nachfahren vermittelten einen persönlichen Zugang zu einer weitgehend vergessenen Geschichte zivilen Muts und erinnerten daran, wie fragil Erinnerung sein kann.
zürich
28. Nov 2025
Zwischen Mut und Vergessen
Emily Langloh