Senator Carsten Brosda überreichte dem Historiker und Publizisten die Ehrung im Hamburger Rathaus.
Am Freitag wurde der nach Jahrzehnten in Hamburg in Schleswig-Holstein lebende Historiker und Publizist Dr. Wilfried Weinke für «sein langjähriges, aussergewöhnliches Engagement zur Hamburger Exilgeschichte, insbesondere für seine Arbeiten über jüdische Fotografen, die während des Nationalsozialismus aus Hamburg vertrieben wurden» vom Bundespräsidenten mit dem Bundesverdienstorden ausgezeichnet. Die Ehrung wurde vom Hamburger Senator für Forschung, Kultur und Medien, Dr. Carsten Brosda, im Hamburger Rathaus überreicht.
Brosda erklärte: «Wilfried Weinke holt durch seine wissenschaftlichen Arbeiten und kuratorischen Tätigkeiten die Biografien aus Hamburg vertriebener Jüdinnen und Juden, deren Geschichten lange vergessen waren, wieder ins Licht der Öffentlichkeit.» Weinkes Arbeiten seien richtungsweisend für die Erinnerungskultur und die wissenschaftliche Aufarbeitung der Exilgeschichte in Hamburg: «Er leistet damit einen unverzichtbaren Beitrag für das kulturelle Gedächtnis unserer Stadt.»
Weinke gab sich hocherfreut über die «besondere und unerwartete Anerkennung meiner Arbeit». Er nehme die Auszeichnung stellvertretend für alle jene an, «denen ich im Laufe der Jahre begegnen und zuhören durfte, deren Lebensgeschichten vermutlich sonst nicht aufgeschrieben und verbreitet worden wären. Die meisten dieser Menschen waren Hamburger jüdischer Herkunft, die nach 1933 ausgegrenzt, verfolgt, verdrängt wurden, deren Angehörige ermordet worden sind.» Er sei sehr dankbar «für das mir entgegengebrachte Vertrauen und die langjährigen Freundschaften, die auch die zweite und dritte Generation einbeziehen».
Wilfried Weinke ist seit 1991 freiberuflich auch als Publizist tätig und widmet sich der Erforschung der deutsch-jüdischen Kulturgeschichte Hamburgs. Zuvor war er von 1986 bis 1988 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Museum für Hamburgische Geschichte. Dort war er 1987/88 an der Gestaltung der Ausstellung «Jüdisches Leben am Grindel» beteiligt. Er hat dabei mit seiner Frau Ursula Wamser auch bei der dazu 1991 erschienen Buchpublikation, zusammen gearbeitet. Dieser Klassiker der Erinnerungskultur ist 2006 neu aufgelegt worden. 2021/22 kuratierte Weinke im Museum für Hamburgische Geschichte die Ausstellung «Der Fotograf Max Halberstadt ... eine künstlerisch begabte Persönlichkeit», die in diesem Jahr Grundlage für ein reich bebildertes Buch über den Schwiegersohn von Siegmund Freund wurde.