Angebliche Spuckgeste gegen jüdische Frauen.
Ein mutmasslicher Vorfall am 29. Oktober führt nun zu Ermittlungen des Vatikan gegen ein Mitglied der Schweizergarde. Dem Mann wird vorgeworfen, zwei jüdischen Frauen mit einer Spuckgeste Verachtung gezeigt zu haben. Die Frauen gehörten einer internationalen, jüdischen Delegation an, die am 29. Oktober an einer Konferenz mit Papst Leo XIV. teilgenommen hat. Anlass der Veranstaltung war der 60. Jahrestag von Nostra Aetate. Die päpstliche Erklärung hat 1965 die Legitimität nichtchristlicher Religionen anerkannt, den jahrhundertealten Vorwurf zurückgewiesen, Juden hätten Christus getötet, sowie Antisemitismus verurteilt.
Doch nun erklärt die israelische Schriftstellerin und Theaterregisseurin Michal Govrin in einem Radio-Interview, sie und die Akademikerin Vivian Liska seien dem Gardisten beim Betreten des Petersplatzes begegnet. Der Gardist habe ihnen mit tiefer Verachtung «les juifs» (die Juden) zugezischt und in ihre Richtung gespuckt.
Govrin sagte, sie und Liska hätten sich schockiert angesehen: «So ein Vorfall ausgerechnet im Vatikan? Ein eklatanter Ausdruck von Judenhass, der im krassen Gegensatz zu den Worten des Papstes am Vorabend steht.» Vatikansprecher Matteo Bruni erklärte am Montag, gegen den Gardisten sei wegen des Vorfalls, bei dem «Elemente beobachtet wurden, die als antisemitisch interpretiert werden könnten», eine interne Untersuchung eingeleitet worden. Laut Bruni entsprang der mutmassliche Vorfall aus einem Streit darüber, dass jemand ein Foto der Schweizergarde machen wollte.
Govrin hat erklärt, der Jahrestag von Nostra Aetate habe ihr trotz ihrer Erfahrungen mit dem Gardisten «viel Hoffnung und Mut» gegeben: «Ich hatte das Gefühl, dass Religion ein enormer und mächtiger Faktor bei der Schaffung einer friedlichen und toleranten Welt sein kann, da sie Menschen auf der ganzen Welt erreicht und das Herz der Menschheit berührt» (Link).