Jerusalem 26. Dez 2025

Netanyahu-Koalition spielt «Qatargate» herunter

Ein als Binyamin Netanyahu verkleideter Demonstrant protestiert in Tel Aviv gegen die angeblichen Verbindungen des israelischen Ministerpräsidenten zu Katar.  

Zweifel auch bei Likud-Wählern.

In der israelischen Regierungskoalition wird der Skandal um mutmassliche Geldflüsse aus Katar an Berater von Premier Binyamin Netanyahu als politisch motivierte Kampagne abgetan – doch Umfragen zeigen, dass selbst viele Likud-Anhänger den Erklärungen der Regierung wenig Glauben schenken. 

Die sogenannte «Qatargate»-Affäre dreht sich um den Vorwurf, enge Vertraute des Premiers hätten Gelder aus dem Golfemirat angenommen und dafür im israelischen politischen System und in den Medien Einfluss zugunsten Katars genommen, das als zentraler Unterstützer der Hamas gilt. Netanyahus Lager betont, der Regierungschef selbst sei nicht offizieller Beschuldigter, spricht von einer Kampagne der Justiz und der Medien und versucht, die öffentliche Debatte auf Sicherheitsfragen und den Krieg gegen die Hamas zu verlagern. 

Erhebungen des Israel Democracy Institute und anderer Institute weisen jedoch darauf hin, dass eine Mehrheit der Israelis eine Klärung der Affäre und politische Konsequenzen für beteiligte Personen erwartet, etwa Suspendierungen aus sensiblen Ämtern. Auch unter Likud-Wählern ist die Skepsis gewachsen: Viele unterstützen zwar weiterhin Netanyahus harte Linie in Sicherheitsfragen, zweifeln aber zunehmend an der Integrität seines Umfelds und daran, dass die Regierung im Umgang mit Katar transparent agiert. Kommentatoren warnen, «Qatargate» könne sich zu einem Wendepunkt entwickeln, an dem Teile der rechten Basis die Serie von Affären im Umfeld des Premiers nicht mehr bereit sind hinzunehmen. 
 

Redaktion