USA – Justiz 16. Nov 2025

Urteil gegen die Familie Sackler in Opiat-Klagen

Der Milliardenvergleich um «OxyContin» ist beschlossen.

Langjährige Prozesse über Purdue Pharma, Hersteller des Opiats OxyContin.

Am Freitag gab ein Konkursrichter in Manhattan die Annahme eines Plans zur Beilegung Tausender Klagen gegen Purdue Pharma und die Eignerfamilie Sackler bekannt. Die Vereinbarung kommt mehr als zwei Jahrzehnte nach den ersten Klagen gegen Purdue wegen aggressiver Verkaufstaktiken und der Bewerbung des Opiats OxyContin als unproblematisch. Sie verpflichtet Mitglieder der Familie, die Eigentümerschaft an dem Unternehmen abzugeben und innerhalb von 15 Jahren bis zu sieben Milliarden Dollar an Bundesstaaten, Gemeinden, Stämme und andere Betroffene der landesweiten Opioid-Krise zu zahlen.

Purdue wird laut der «New York Times» umgehend 900 Millionen Dollar an den Fonds für die Klägerparteien einzahlen und anschliessend aufgelöst. Das Unternehmen soll als gemeinnützige Firma namens Knoa Pharma neu gegründet werden, die in begrenzten Mengen Opiat-Schmerzmittel sowie Medikamente zur Behandlung von Überdosen herstellen wird. Die Gewinne fliessen in Programme zur Bekämpfung der anhaltenden verheerenden Folgen der Opiat-Krise.

Der Plan stellt die höchste Vergleichssumme mit einem einzelnen Unternehmen in der Suchtkrise um Opiate dar und sieht Zahlungen an Bundesstaaten, Kommunen, Krankenhäuser und Schulbezirke sowie an fast 150.000 Opfer von Personenschäden und Familien von Babys vor, die mit Entzugssymptomen geboren wurden. (Unabhängig davon vereinbarten das Unternehmen und die Sacklers die Zahlung von 175 Millionen US-Dollar an Stämme von Ureinwohnern.) Die Zahlungen sollen im März oder April anlaufen. Opfer dürften je zwischen 7.000 und 16.000 Dollar als Einmalzahlungen erhalten. An ihre Anwälte gehen davon Anteile.

Die «Opiat-Epidemie» in den USA hat seit den 1990er Jahren bis zu 100.000 Todesopfer jährlich gefordert. Damals hat die 1952 von den Brüdern Arthur, Mortimer und Raymond Sackler übernommene Firma Purdue Pharma das Schmerzmittel OxyContin eingeführt. Die Sacklers waren Nachkommen jüdischer Immigranten und haben Purdue zu einem Milliarden-Konzern aufgebaut, dies jedoch weitgehend dank Opiat-Medikamenten. Die Sacklers und ihre Manager wussten, dass OxyContin rasch eine schwere Abhängigkeit auslöst. Dennoch hat Purdue enorme Anstrengungen unternommen, das Mittel in den Markt zu drücken und dabei Gesundheitsrisiken systematisch herunter gespielt. 

Seit 2007 ist die Problematik Gegenstand von Prozessen. Dabei haben Familien-Mitglieder bereits hunderte Millionen Dollar an Strafen oder Schadensersatz gezahlt, gleichzeitig aber zehn Milliarden Dollar an Gewinnen aus dem Konzern bezogen. Purdue Pharma ging deshalb und aufgrund der Klagen 2019 in Konkurs (https://www.nytimes.com/2021/12/16/health/purdue-pharma-opioid-settlement.html). Die Klagen liefen indes über diverse Instanzen weiter und führten schliesslich zu dem Urteil vom Freitag (https://www.nytimes.com/2025/11/14/health/purdue-sacklers-settlement.html).
 

Andreas Mink