Basel 24. Aug 2025

Shlomo Graber gestorben

Shlomo Graber
Shlomo Graber ist im Alter von 99 Jahren gestorben.

Der Holocaust-Überlebende, Schriftsteller und Kunstmaler in Basel engagierte sich zeitlebens für Aufklärung. 

Noch bis vor kurzem war er täglich in seinem Atelier neben dem Basler Spalentor, arbeitete oder begrüsste Kundschaft im Laden. Nun ist Shlomo Graber im Alter von 99 Jahren gestorben.

Shlomo Graber, geboren am 13. Juli 1926 in Majdan (heute Tschechien), verbrachte seine Kindheit im ungarischen Nyírbátor. Während des Zweiten Weltkriegs wurde er mit seiner Familie als Staatenloser nach Polen deportiert, kam ins Ghetto und 1944 nach Auschwitz. Dort wurden alle seine Familienmitglieder, bis auf den Vater, von den Nazis ermordet. Graber selbst überlebte Auschwitz, Fünfteichen und Görlitz sowie einen Todesmarsch, bis er am 8. Mai 1945 von der Roten Armee befreit wurde.

1948 wanderte Graber nach Israel aus, diente sieben Jahre in der Armee und arbeitete später als Einkäufer einer Elektronikfirma. Wie er selbst berichtet, gab er dabei nie einen Schuss ab. 1989 zog Graber nach Basel, wo er als Kunstmaler und Autor wirkte. Seit über 35 Jahren lebt und schafft er in der Stadt – bekannt für seine lebensbejahende Kunst und als Zeitzeuge.

Graber machte es sich zur Lebensaufgabe, die Erinnerung an die Shoa wachzuhalten: In Schulen und öffentlichen Einrichtungen berichtete er von seinen Erfahrungen und plädierte für Versöhnung statt Hass. Zahlreiche Vorträge und seine Bücher, darunter „Der Junge, der nicht hassen wollte“ und „Dreimal dem Tod entkommen“, zeugen von seinem Engagement, junge Menschen für die Geschichte und ihre Gefahren zu sensibilisieren. Trotz des unvorstellbaren Leids seiner Jugend entschied Graber sich bewusst gegen Hass. Lieber suchte er in Kunst und Begegnung den Weg zur Versöhnung. „Liebe ist stärker als Hass“, war die Botschaft seiner Mutter, die ihn durch das Leben trug.

Seine Verdienste wurden mehrfach gewürdigt: 2023 verlieh ihm die Stadt Görlitz die Ehrenbürgerschaft und Bundespräsident Gauck empfing ihn 2015 in Berlin. In seiner Wahlheimat Basel ist Graber eine lebendige Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Sein künstlerisches und menschliches Vermächtnis bleibt prägend – für die jüdische Gemeinde, für die Stadt und für alle, denen er seine Geschichte weitergab.

Redaktion