USA – Israel 30. Dez 2025

Schulterschluss mit Fragezeichen

Netanyahu und Trump in Mar-a-Lago.

Trump will Attacken Israels auf Iran unterstützen  

Treffen in Mar-a-Lago bringt gegenseitiges Lob für Trump und Netanyahu; Differenzen über Gaza bleiben anscheinend ungelöst.

Gestern Montag demonstrierten Trump und Netanyahu nach einem ausführlichen Arbeitslunch in Mar-a-Lago Geschlossenheit und lobten einander als Freunde und Staatsmänner. Der US-Präsident erfüllte zudem einen wichtigen Wunsch des israelischen Premiers und sagte Unterstützung für erneute Angriffe Israels Angriffe auf den Iran zu, falls die Islamische Republik die Produktion ballistischer Raketen und spaltbaren Materials wieder aufnehme oder ausweite. Trump erklärte, er habe gehört, Iran «benehme sich schlecht» und wolle sein Atomprogramm erneuern. Er lehnte es jedoch ab, auf Details einzugehen, oder klare Voraussetzungen für einen allfälligen Waffengang gegen Iran zu nennen.

Ansonsten überdeckten die Staatschefs laut der «New York Times» ihre Differenzen hinsichtlich der Umsetzung des von Trump vorgeschlagenen Gaza-Friedensplans und gaben keine Auskunft darüber, wie der Plan in die nächste Phase übergehen soll. Diese sieht eine Entwaffnung der Hamas, den Abzug der IDF und die Formierung einer «internationale Stabilisierungstruppe» aus regionalen Streitkräften vor. 

Trump nahm die Gelegenheit wahr, sich als Vermittler des Gaza-Waffenstillstands zu feiern, den er wiederholt als «Frieden im Nahen Osten» bezeichnete. Er lobte Netanyahu zudem als «Retter Israels», was diesem innenpolitisch und im kommenden Wahlkampf nützlich sein wird. Trump hatte zuletzt Frustration über Netanyahu geäussert, weil dieser den Gaza-Plan verzögere oder untergrabe. Nun sagte Trump zwar, er stimme mit Netanyahu nicht «hundertprozentig» bei der in Israel diskutierten Annexion von Teilen der Westbank überein. Doch Details wollte er auch in diesem Punkt nicht nennen.

Laut dem Bericht scheinen Netanyahu an seinem fünften Treffen mit Trump seit Januar die Ideen und Formulierungen auszugehen, um zu betonen, dass der Präsident der beste Freund sei, den Israel je im Weissen Haus gehabt habe. Er lobte an einer Stelle sogar das Essen, das Trump ihm servieren liess. Zudem arrangierte er eine telefonische Zuschaltung seines Bildungsministers Yoav Kisch für die Mitteilung, dass Trump mit dem Israel-Preis ausgezeichnet werde. Dieser wird traditionell an israelische Staatsbürger in verschiedenen Kategorien der Kunst und Wissenschaft vergeben.

Trump revanchierte sich mit der Andeutung, Netanyahu werde bald mit einer Begnadigung durch Präsident Isaac Herzog in seinem langjährigen Korruptionsprozess geehrt: «Ich habe mit dem Präsidenten gesprochen, und er sagte mir, dass es bald so weit sei… Besser geht es doch nicht, oder?»

Das Büro von Präsident Herzog dementierte jedoch umgehend, dass bereits eine Entscheidung getroffen worden sei. Dies werde frühestens in einigen Wochen geschehen (Link).

Andreas Mink