Jerusalem 31. Dez 2025

Netanyahu verharmlost Siedlergewalt

Israelische Siedler werfen im Juni während eines Angriffs Steine auf ein palästinensische Dorf.

Der israelische Ministerpräsident Binyamin Netanyahu hat die wachsende Siedlergewalt gegen Palästinenser im Westjordanland heruntergespielt.

In einem Interview mit dem US-Sender Fox News sagte er, für solche Vorfälle in dem besetzten Gebiet seien nur eine «Handvoll Kids» verantwortlich. Es handele sich um rund 70 Teenager aus zerstörten Familien, die gar nicht aus dem Westjordanland selbst stammten, sagte er.

«Sie machen Dinge wie das Fällen von Olivenbäumen und versuchen manchmal, ein Haus anzuzünden», sagte Netanyahu weiter. «Das kann ich nicht akzeptieren. Das ist Selbstjustiz.» Der Regierungschef sprach jedoch von einer falschen Gleichsetzung solcher Angriffe mit Terrorangriffen auf israelische Siedler und ihre Familien im Westjordanland, deren Anzahl er mit mehr als 1.000 bezifferte.

Kritik von Rabbiner für Menschenrechte
Avi Dabusch, Vorsitzender der Organisation Rabbiner für Menschenrechte, schrieb in einem Post auf der Plattform X zu Netanyahus Äusserungen: «Eine dreiste Lüge und eine klare, unmittelbare Gefahr für uns alle!» Dabusch schrieb weiter: «70 Kinder «aus zerstörten Häusern» sollen in eineinhalb Monaten 360 jüdische Terrorangriffe verübt haben. Na, wirklich.»

Dabusch fragte sich weiter, warum «unsere grossartige Armee und Polizei es nicht schaffen, diese «Kinder-Miliz» zu stoppen». Es handele sich um «eine weitere plumpe Lüge aus der Ideenschmiede unseres Ministerpräsidenten» und seines Büros.

Harter Vorwurf der Förderung jüdischen Terrors
Dabusch warf der rechtsreligiösen Regierung Netanyahus zudem vor, sie fördere und finanziere «jüdischen Terror direkt». In dem Zusammenhang nannte er den rechtsextremen Polizeiminister Itamar Ben-Gvir einen «Straftäter, der wegen Unterstützung von Terrorismus verurteilt wurde und den Netanyahu mit der Aufsicht über die Polizei, die für uns alle zuständig ist, betraut hat». Ben-Gvir ist mit den Zielen der Siedlerbewegung identifiziert und setzt sich für eine Annexion des Westjordanlands ein.

Zahlreiche Siedlerangriffe im Westjordanland
Nach Angaben des UN-Nothilfebüros Ocha ist es seit Jahresbeginn zu mehr als 1.700 Siedlerangriffen im Westjordanland gekommen. In diesem Jahr habe es bei Gewalt im Westjordanland insgesamt rund 240 Tote unter den Palästinensern gegeben, mindestens neun davon seien von Siedlern getötet worden.
 

Redaktion