Propalästinensische Gruppen prangern Berner Polizei und Medien an.
Propalästinensische Gruppierungen üben scharfe Kritik an Polizei und Medien. An der Kundgebung vom vergangenen Samstag sei es zu massiver Polizeigewalt gekommen, und Medien hätten die Ereignisse einseitig dargestellt.
Das schrieben über 30 Kollektive und Bewegungen am Mittwoch in einem gemeinsamen Communiqué. Darunter sind Gruppierungen, die ausdrücklich zur Teilnahme an der unbewilligten Kundgebung aufgerufen hatten.
Durch den Polizei-Einsatz seien bis jetzt mindestens 326 Menschen verletzt worden, hiess es. Die Behörden hätten das Demonstrationsrecht verletzt und eine "Massenverhaftung" bewusst geplant. Die Organisatoren forderten eine unabhängige Untersuchung der Polizeieinsätze.
Den Medien warfen die Organisatoren vor, einseitig berichtet und Aussagen der Polizei unkritisch übernommen zu haben. So seien Verletztenzahlen verharmlost und die politische Botschaft der Demonstration zugunsten von Berichten über Sachschäden und Antisemitismusvorwürfe verdrängt worden.
Bei der Palästina-Demonstration vom vergangenen Samstag war es zu schweren Ausschreitungen gekommen. Randalierer richteten hohen Sachschaden an. Die Polizei setzte Tränengas, Gummischrot und Wasserwerfer ein. Sie hatte am Sonntag gemeldet, 18 Einsatzkräfte seien verletzt worden, dazu habe sie Kenntnis von mindestens zwei verletzten Demonstrierenden.
Die Berner Stadtregierung hält es auch im Nachhinein für richtig, dass die unbewilligte Kundgebung zunächst toleriert wurde. Das teilte der Gemeinderat am Mittwoch nach einer Sitzung im Beisein der Kantonspolizei mit.
Er sei über den Polizeieinsatz laufend informiert gewesen und habe diesen mitgetragen. Mit der anfänglichen Duldung der Demonstration sei dem wichtigen Anliegen der freien Meinungsäusserung Rechnung getragen worden. Umso enttäuschender sei, dass eine Minderheit von Gewaltbereiten die gezielte Eskalation gesucht habe.
Der Gemeinderat hoffe, dass Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen werden. Die sorgfältige Aufarbeitung aller Ereignisse werde allerdings noch einige Zeit in Anspruch nehmen.
Die Gewaltexzesse kommen am Donnerstag auch im Berner Stadtparlament zur Sprache. Die Parteien FDP, Mitte, SP, GFL, EVP und SVP haben gemeinsam einen Antrag für eine aktuelle Debatte eingereicht.
Die meisten der am Samstag von der Polizei kontrollierten Personen waren aus anderen Kantonen angereist. Ein beträchtlicher Teil davon kam aus der Westschweiz. Rund die Hälfte der 536 festgesetzten und kontrollierten Personen waren Frauen. Die Kantonspolizei bestätigte entsprechende Informationen der Tamedia-Zeitungen.