Israel 06. Aug 2025

Knesset schliesst Ofer Cassif aus

Der linksradikale Abgeordnete hatte Israels Krieg im Gazastreifen als Völkermord verurteilt und dabei David Grossman als Zeugen zitiert.  

Wie von «Haaretz» berichtet, hat die Knesset gestern Dienstag den linksradikalen Abgeordneten Ofer Cassif von einer Sitzung ausgeschlossen. Das Medium sieht die Massnahme als neues Kapitel einer seit Jahrzehnten laufenden Debatte um «Semantik». Damit seien zunächst verpönte– und dann zunehmend in der Öffentlichkeit akzeptierte Begriffe für die israelische Politik gegenüber Palästinensern wie «Besatzung» und dann «Apartheid» gemeint. Nun sei die Debatte zu der Charakterisierung der IDF-Kriegsführung in Gaza als «Völkermord» vorgerückt.

Cassif hatte sich in der Knesset auf David Grossman berufen, der – wie von topnews vermeldet – jüngst ebenfalls und «schweren Herzens» von einem Völkermord Israels an den Palästinensern in Gaza gesprochen hat. Das Mitglied der Hadash-Ta’al-Partei kommentiert auf X, er sei in der Nacht zum Dienstag «mitten in einer Rede gewaltsam aus der Knesset entfernt worden, nur weil ich die Worte des israelischen Schriftstellers David Grossman gegen den Völkermord in Gaza zitiert habe.» Dann rief Cassif den grossen Dichter Heinrich Heine an: «Selbst kritische Schriftsteller dürfen im Parlament der einzigen Demokratie im Nahen Osten nicht mehr zitiert werden. Um es mit Heine zu sagen: Wo es verboten ist, Schriftsteller zu zitieren, werden irgendwann auch Regimegegner verboten sein» (Link).

Die Likud-Abgeordnete Tally Gotliv rief daraufhin aus: «Er wird hier nicht `Völkermord´ sagen!» und veranlasste die Entfernung von Cassif aus der Kammer. Dieser wurde seit dem 7. Oktober bereits zweimal von der Knesset-Tätigkeit suspendiert, weil er die Klage von Südafrika gegen Israel vor dem Internationalen Gerichtshof unterstützt und das Vorgehen der IDF-Soldaten in Gaza als Kriegsverbrechen bezeichnete hat (Link).

 

Andreas Mink