Meilen 18. Dez 2025

Militärgericht verurteilt möglichen Ukraine-Söldner

Das Militärgericht hat am Donnerstag in Meilen ZH einen mutmasslichen Ukraine-Söldner wegen des Leistens fremder Dienste zu 18 Monaten Freiheitsstrafe verurteilt.

Die Strafe wird bei einer Probezeit von vier Jahren bedingt ausgesprochen. Der 49-Jährige blieb der Verhandlung fern. Das Interesse am Fall war gross, schon lange vor Beginn trafen zahlreiche Medienvertreter sowie Zuschauerinnen und Zuschauer in Meilen ZH ein. Mehrere Angehörige der Militärpolizei standen im Einsatz. Der 49-Jährige war offensiv mit seinem Einsatz in der Ukraine umgegangen, sprach mit Zeitungen und trat in der "Rundschau" auf.

Von Februar 2022 bis Dezember 2024 soll der Mann im Sold der ukrainischen Armee gestanden haben. Die Militärjustiz klagte ihn darum wegen Leistens fremder Dienste an. Der Beschuldigte blieb der Verhandlung jedoch fern. Der Schaffhauser soll sich in Israel befinden. Das Gericht entschied, die Verhandlung in Abwesenheit durchzuführen.

Glaubt man den Aussagen des Mannes, kämpfte er an der Front. Ihm sei bewusst, dass er in der Schweiz verhaftet würde, sagte der 49-Jährige in einem Beitrag der "Rundschau" von SRF. Er sieht sich aber auf der richtigen Seite, sagt, dass er helfen wolle. Das Militärgericht liess den Beitrag am Donnerstag laufen, der Gerichtspräsident las auch Zeitungsartikel vor.

Mit seinen Aussagen in der "Rundschau" habe der 49-Jährige selber gezeigt, dass er in fremden Diensten war, sagte der Gerichtspräsident bei der Urteilseröffnung. Der Beitrag sei aus freien Stücken erfolgt. Auch gebe es weitere Indizien wie Instagram-Bilder, Medienberichte und eine Liste von Europol mit möglichen Söldnern. Das Gericht ging von einer Dienstdauer von mindestens einem Jahr aus.

Das Gericht sprach die Strafe zwar bedingt aus, weil der 49-Jährige militärrechtlich Ersttäter war. Die lange Probezeit soll ihn aber von weiteren Einsätzen abhalten. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, es kann an das Kassationsgericht weitergezogen werden. Der Gerichtspräsident listete an der Verhandlung mehrere Verurteilungen von Strafgerichten gegen den mutmasslichen Ukraine-Söldner auf. Von 2014 bis 2017 war er in einer stationären Massnahme. Laut dem Gerichtspräsidenten soll der 49-Jährige einer von 573 internationalen Söldnern sein, die auf einer Liste von Europol standen. Auch auf einem pro-russischen Telegram-Kanal tauchte sein Name auf. Der Auditor, das militärische Pendant zum Staatsanwalt, forderte eine unbedingte Freiheitsstrafe von sechs Monaten. Die Verteidigerin plädierte auf Freispruch. "Er kann nicht selber entscheiden, einen solchen Dienst zu leisten", sagte der Auditor in seinem Plädoyer. In der Schweiz würden diese Handlungen bestraft, auch wenn sie aus humanitären Gründen erfolgen. Die Berichte und seine Aussagen zeigten, dass der 49-Jährige an der Front war. Aufgrund der Vorstrafen und um ihn von weiteren Einsätzen abzuhalten, forderte der Auditor eine unbedingte Freiheitsstrafe. "Es gibt keine Beweise dafür, dass er an Kampfhandlungen beteiligt oder an der Front war", sagte hingegen die Verteidigerin. Die Anklage beruhe nur auf Medienberichten, objektive Beweise fehlten. Die Aussagen des Beschuldigten seien zweifelhaft. "Selbst die Mutter glaubt ihm kaum etwas", sagte die Verteidigerin. Die Mutter hatte angegeben, sie streiche 80 Prozent von dem, was er erzähle. Die Mutter des Beschuldigten wurde zuvor als Zeugin befragt. Sie zeichnete das Bild eines schwierigen Menschen. Eine Diagnose habe es nie gegeben, aber dass etwas nicht mit ihm stimme, "da brauche ich keinen Arzt, um das zu wissen". Die Ärzte hätten mal von Schizophrenie, dann von gespaltener Persönlichkeit gesprochen. Eine Schule habe der 49-Jährige nicht abgeschlossen, eine Ausbildung auch nicht. Seit sieben Jahren halte er sich in Israel auf, wo er auch einen Sohn hat. "Er ruft mich zweimal im Monat kurz an, um zu sagen, dass alles in Ordnung ist", sagte die Mutter. Noch am Vorabend des Prozesses habe er sich gemeldet. Als er definitiv nach Israel ging, habe ihr Sohn ihr Konto geleert. Eine Anzeige zog sie aber wieder zurück, sie habe damit abschliessen wollen. Nach eigenen Angaben kämpfte der Beschuldigte für eine internationale Freiwilligentruppe an der Seite der ukrainischen Armee. Die Verhandlung war der erste Prozess gegen einen mutmasslichen Ukraine-Söldner in der Schweiz.

Redaktion