USA – Politik 21. Okt 2025

«Ich habe eine Nazi-Ader»

Paul Ingrassia

Neue Enthüllungen um konservative Chats.  

Nach der Leak-Sensation um rassistische und antisemitische Gruppenchats bei den Young Republicans kommt «Politico» mit neuen Enthüllungen zu internen Diskussionen rechter Kreise. Diesmal hat ein angeblich über extremistische Aussagen besorgter Teilnehmer rund 18 Monate später Kopien der Chats einer Gruppe um Paul Ingrassia an das Medium weiter gereicht. Der 30-jährige Jurist wurde von Trump als Leiter der Behörde für Sonderermittlungen nominiert und stösst dabei seit dem Sommer auch auf Widerstände aus der republikanischen Fraktion. Ingrassia kann neben intensiver Trump-Hörigkeit kaum Qualifikationen für den Posten aufweisen. 

Die nächste Anhörung steht am Donnerstag an, was den Leaks besondere Brisanz verleiht. Laut dem Bericht wollte Ingrassia den Nationalfeiertag zu Ehren von Martin Luther King, Jr. in den «den siebten Kreis der Hölle werfen». Er hat Schwarze mit einem italienischen Schimpfwort verunglimpft und wollte sämtliche Fest- und Feiertage zu deren Ehren «ausgemerzt» wissen. Später hat er Schwarze als «Opfer von Natur aus» bezeichnet: «Man kann sie nicht ändern. Beweis: Ganz Afrika ist ein Drecksloch und wird es immer bleiben.» Im Februar 2024 schrieb Ingrassia: «Wir brauchen kompetente weisse Männer in Führungspositionen. … Die Gründerväter lagen falsch, als sie sagten, alle Menschen seien gleich geschaffen … Wir müssen diesen Teil unseres Erbes ablehnen.»

Ein Anwalt von Ingrassia wollte die Echtheit der Chat-Protokolle nicht bestätigen und betonte, Ingrassia geniesse «unglaubliche Unterstützung in der jüdischen Gemeinschaft, weil die Juden wissen, dass Herr Ingrassia alles andere als ein Nazi ist.» Anschliessend stellte der Anwalt die Vermutung in den Raum, die Chat-Aussagen seien mit KI fabriziert worden. 

Die Gruppe hat im Mai 2024 eine Wahlkampfmitarbeiterin Trumps in Georgia verhöhnt, die sich um die Ansprache von Minderheiten bemühen sollte. Laut Ingrassia hatte sie den den weissen Gründervätern nicht ausreichend Respekt gezollt. Das brachte ihm die Replik ein: «Paul gehört in die Hitlerjugend mit Übergruppenführer Steve Bannon.» Dazu Ingrassia: «Ich habe ab und zu eine Nazi-Ader in mir, das gebe ich zu.» Dies sei laut einer Quelle von «Politico» bei der Gruppe nicht als Scherz aufgefasst worden und habe seinerzeit Proteste gegen ihn ausgelöst. 

Tatsächlich steht Ingrassia laut dem Bericht dem bekennenden Nazi und Holocaust-Leugner Nick Fuentes und dem rechtsextremen Influencer Andrew Tate nahe, der in Grossbritannien wegen Vergewaltigung und Menschenhandels angeklagt wurde (Link).

Andreas Mink