Einigung über NS-verfolgungsbedingten Verkauf.
Die Stiftung Sammlung Emil G. Bührle hat sich mit den Rechtsnachfolgerinnen des jüdischen Kunstsammlers Richard Semmel auf eine einvernehmliche Regelung zum Verbleib des Gemäldes «Die Strasse / La route montante» von Paul Gauguin (1884) geeinigt. Das Werk bleibt in der Sammlung Bührle und wird weiterhin im Kunsthaus Zürich ausgestellt. Über die Details der Vereinbarung wurde Stillschweigen vereinbart. Das Gemälde gehört zu jenen, die vor einigen Monaten abgehängt wurden.
Richard Semmel (1875–1950), ein deutscher jüdischer Unternehmer und Kunstmäzen, musste 1933 aufgrund seiner Herkunft und seines politischen Engagements vor den Nationalsozialisten fliehen. In den Niederlanden angekommen, verkaufte er Teile seiner Sammlung, um seinen Lebensunterhalt zu sichern. Das Gauguin-Gemälde wurde 1933 in Amsterdam erfolglos zur Auktion angeboten und 1937 in Genf erneut versteigert, wo es von Emil Bührle erworben wurde. Semmel lebte später in New York, wo er verarmt und ohne direkte Nachkommen starb. Die heutigen Anspruchstellerinnen sind die Enkelinnen von Grete Gross, einer engen Vertrauten Semmels, die er testamentarisch zur Alleinerbin eingesetzt hatte.
Die Stiftung Bührle, so die Medienmitteilung, würdigt mit der Einigung die historischen Umstände der Enteignung durch NS-Verfolgung und setzt ein weiteres Zeichen der Auseinandersetzung mit der Herkunft ihrer Werke. Die Einigung kommt wenige Wochen nach der Ankündigung, dass die Stiftung Bührle die Provenienz ihrer Sammlung neu untersucht. Kritik wurde laut vielen Seiten laut. Zuletzt kritisierte ehemalige Mitglieder der Unabhängigen Expertenkommission Schweiz Zweiter Weltkrieg (UEK) fordern ein unabhängiges Gremium zur Begleitung der Provenienzforschung im Kunsthaus Zürich. Die neuen Leitlinien zur Zusammenarbeit mit der Stiftung Bührle blieben hinter zentralen Empfehlungen zurück. Unabhängigkeit, Transparenz und wissenschaftliche Qualität seien nicht gewährleistet. Die UEK fordert zudem faire Lösungen auch für Werke im Familienbesitz, Kostenbeteiligung der Stiftung und eine kritische Aufarbeitung von Emil Bührle.