USA – Iran 11. Jun 2025

Bomben oder Reden?

Der amerikanische Präsident Donald Trump.

Tauziehen um Haltung Trumps bei Atom-Verhandlungen.

«Politico» wirft einen Blick hinter die Kulissen der Trump-Regierung, wo «republikanische Falken» wie der Fox News-Moderator Mark Levin oder Senator Lindsey Graham anscheinend mit rechtspopulistischen Figuren wie Tucker Carlson oder Vizepräsident JD Vance um Einfluss auf den Präsidenten bei den Atom-Verhandlungen mit Iran ringen. Demnach hat Levin dem Präsidenten am am letzten Mittwoch bei einem privaten Lunch im Weissen Haus erklärt, Iran sei nur noch wenige Tage vom Bau einer Atomwaffe entfernt. Laut Geheimdienst-Quellen trifft dies nicht. Levin soll Trump dennoch dazu gedrängt haben, Israel Angriffe auf iranische Atomanlagen zu erlauben. Realistisch gesehen, würden wirksame Attacken amerikanische Unterstützung erfordern.

Levin agitiert öffentlich gegen Trumps langjährigen Freund und Sondergesandten Steve Witkoff, der ebenfalls an dem Treffen teilnahm. Mit dabei waren der wichtige Spender Ike Perlmutter, der zwar kein Nahost-Experte, aber dafür mit Witkoff und Trump befreundet ist. Gleichzeitig atgitieren neben Fox News auch andere Medien des Murdoch-Konzerns gegen Witkoff und eine diplomatische Lösung der Atom-Kontroverse.

Diese Kampagne löst eine Gegenreaktion von Figuren wie Tucker Carlson aus, der offenkundig über das Levin-Lunch informiert wurde und diesem wenig später auf X vorwarf, die USA in einen Krieg drängen zu wollen: «Es gibt keinerlei glaubwürdige Geheimdienst-Informationen, die darauf hindeuten, dass der Iran auch nur annähernd eine Bombe baut oder plant. Nichts.» Levin wolle von seinem «eigentlichen Ziel ablenken: einem Regimewechsel – junge Amerikaner, die zurück in den Nahen Osten kehren, um eine weitere Regierung zu stürzen.»

Die Atom-Verhandlungen sollen Freitag oder Samstag in eine sechste Runde gehen. Selbst bei einem Scheitern ist keineswegs ausgemacht, dass Trump dann das Militär in Gang setzt und gemeinsam mit Israel die Atomanlagen Irans angreift. Möglich wäre auch eine weitere Verschärfung von Sanktionen. 

Fest steht jedoch laut dem Bericht, dass die Differenzen zwischen Trump und Binyamin Netanyahu zunehmen: Weiterer Druck aus Israel – oder Freunden Israels – für eine Militär-Operation gegen Iran würde die «wachsende Kluft zwischen Washington und Israel» nur vertiefen. Dazu wird ein «langjähriger Trump-Verbündeter» zitiert: «Der Präsident wird keinen Krieg unterstützen … Aber diese Leute lassen kein Nein gelten. Deshalb gibt es einen Bruch im Verhältnis zwischen Bibi und Präsident Trump. … Israel versteht die Lage nicht. Die MAGA-Bewegung unterstützt keine Militär-Operationen» (Link).

Andreas Mink