Wie von der Nachrichtenagentur «Reuters» berichtet, ist Anne Wojcicki wider Erwartung die erneute Übernahme von 23andMe gelungen, dem von ihr mitbegründeten Gen-Analyse-Unternehmen.
Die Zukunft der insolventen Firma schien gesichert, nachdem der zuständige Konkursrichter in St. Louis, Missouri, im Mai ein Angebot von Regeneron Pharmaceuticals in Höhe von 256 Millionen Dollar als Spitzenangebot angenommen hat. Doch vor zwei Wochen ging ein neues Angebot von 305 Millionen Dollar am Gericht ein. Dieses stammt von der Stiftung TTAM Research Institute und dahinter steht eine Gruppe von Investoren um Wojcicki. Nun steht fest, dass Regeneron kein neues Gebot einreichen wird.
TTAM Research Institute hat bei Konkursrichter Brian Walsh bereits dokumentiert, über ausreichend Mittel für das neue Gebot zu verfügen. Vertreter von Regeneron erklärten, die Firma werde eine Abfindung in Höhe von 10 Millionen Dollar fordern, falls das Gericht am Ende Wojcickis Angebot formell akzeptiert. Dies dürfte an einer auf den 17. Juni anberaumten Sitzung geschehen.
Zum Hintergrund gehört ein Datenleck im Jahr 2023, bei dem sensible genetische und persönliche Informationen der rund 15 Millionen Kunden geraubt worden waren. Dies hat die ohnehin schwierige Lage der Firma zusätzlich belastet. TTAM erklärte am Freitag, man werde als neuer Eigner bestehende Datenschutzrichtlinien von 23andMe und alle geltenden Datenschutzgesetze einhalten. Kurz zuvor hatten New York und mehr als zwei Dutzend weitere Gliedstaaten 23andMe verklagt, um den Verkauf der bei der Firma liegenden Kundendaten anzufechten. Dazu wird es nun anscheinend nicht kommen. Offen ist jedoch, ob und wie TTAM und Wojcicki das Unternehmen wieder profitabel machen oder etwa als Stiftung führen wollen (Link).
In South San Francisco ansässig, hatte 23andMe im April Insolvenz angemeldet und eine beim Konkursgericht eine Versteigerung beantragt. 2023 hatte ein Datenleck sensible genetische und persönliche Daten von Millionen von Kunden offengelegt. Die Firma konnte sich davon nicht erholen. Das zweithöchste Gebot in Höhe von 146 Millionen Dollar ging von einem gemeinnützigen Forschungsinstitut unter Führung der 23andMe-Mitgründerin Anne Wojcicki ein (Link).
Wojcicki ist jüdischerHerkunft, die Mutter Esther Wojcicki ist Journalistin und im Bildungswesen tätig, der aus Polen stammende Vater Stanley Wojcicki war Physik-Professor an der Stamford University in Kalifornien. Die Unternehmerin war mit dem Google-Mitbegründer Sergey Brin verheiratet, ihre ältere Schwester Susan Wojcicki hat 2014-2023 YouTube geleitet und ist im letzten August einem Krebsleiden erlegen.
23andMe ging 2021 in einer Zusammenarbeit mit Sir Richard Branson in New York an die Börse und erzielte zunächst einen Marktwert von 3,5 Milliarden Dollar. Obwohl über 15 Millionen Kunden über simple «Spucke-Tests» ihre Gene entschlüsseln liessen, konnte die Firma daraus längerfristig keine Gewinne erwirtschaften. Kunden befürchten seit dem Datenleak den Verlust der Kontrolle über ihre genetischen Daten bei 23andMe.