Nach Jahrzehnten des Bürgerkriegs konnte eine jüdische Delegation erstmals die rund 1.700 Jahre alten Wandmalereien der Dura-Europos-Synagoge im Nationalmuseum Damaskus besichtigen – ein Meilenstein für das jüdische Kulturerbe in Syrien.
Die jahrtausendealten Wandgemälde der Dura-Europos-Synagoge in Damaskus können nach Jahrzehnten des Bürgerkriegs erstmals wieder von jüdischen Besucherinnen und Besuchern betrachtet werden. Die rund 1’700 Jahre alten Fresken, die biblische Szenen zeigen und als älteste und umfangreichste erhaltene Synagogenmalereien der Welt gelten, haben die Wirren des Krieges in Syrien überstanden und sind weiterhin im Nationalmuseum von Damaskus zu sehen.
Jill Joshowitz, Forscherin für jüdische Kunst, reiste mit einer Delegation jüdischer Wissenschaftler und Gemeindeleiter erstmals nach dem Sturz des Assad-Regimes nach Damaskus, um die Gemälde persönlich zu begutachten. Die Reise wurde unter anderem vom Rabbiner Asher Lopatin und dem syrisch-jüdischen Aktivisten Joe Jajati organisiert. Joshowitz zeigte sich tief bewegt, die farbenprächtigen, sieben Meter hohen Fresken von Moses, Samuel und Abraham nicht nur in Fotografien aus den 1930er und 1950er Jahren, sondern endlich vor Ort zu sehen. Museumskuratorin Rima Khawam beleuchtete die Bedeutung der Gemälde für das jüdische Kulturerbe.
Die Synagoge war um 244 n. Chr. kunstvoll ausgemalt worden und wurde bald darauf von den Römern mit Erde gefüllt, was die Malereien konservierte. Sie wurden erst in den 1930er Jahren bei Ausgrabungen geborgen und später im Nationalmuseum in einer Rekonstruktion der Synagoge ausgestellt. Nach der Öffnung Syriens hoffen Expertinnen und Experten, dass die Gemälde als eines der «Kronjuwelen» des Museums und des jüdischen Kulturerbes wieder mehr Menschen zugänglich werden und das Interesse am jüdischen Leben in der Region fördern.