Tel Aviv 18. Jul 2025

Die Natur im Dialog

An der Universität Tel Aviv ist es einem israelischen Forscherteam gelungen, erstmals eine akustische Interaktion zwischen Pflanzen und Tieren nachzuweisen. In einer aktuellen Studie, veröffentlicht im Fachjournal «eLife», zeigen die Wissenschaftler um Yossi Yovel und Lilach Hadany, dass weibliche Motten die Geräusche von Pflanzen hören und ihr Verhalten danach ausrichten – ein Durchbruch in der biologischen Forschung. Pflanzen, so berichten die Forscher, senden unter Stress, beispielsweise bei Wassermangel, Ultraschall-Laute aus, die für das menschliche Ohr nicht hörbar sind, aber von Insekten wahrgenommen werden können. Weibliche Motten entscheiden anhand dieser Signale, auf welcher Pflanze sie ihre Eier ablegen: Gesunde, «stille» Pflanzen werden bevorzugt, von Pflanzen, die akustische Warnsignale aussenden, lassen sie ab. Der Nachweis gelang durch mehrere Experimente: Sobald die Geräusche von gestressten Pflanzen abgespielt wurden, mieden die Motten diese, sofern ihre Hörorgane intakt waren. Wurde das Hörvermögen neutralisiert, verschwand diese Präferenz. Zudem zeigten Kontrollversuche, dass die Motten ausschliesslich auf pflanzliche Laute reagierten, nicht aber auf Ultraschallgeräusche von Artgenossen. «Wir liefern erstmals wissenschaftliche Belege dafür, dass Tiere auf die akustischen Signale von Pflanzen reagieren und ihr Verhalten anpassen», sagt Hadany. Die Ergebnisse eröffnen einen völlig neuen Forschungszweig zur lautlosen Kommunikation zwischen Organismen und lassen vermuten, dass akustische Interaktionen in der Natur weitaus verbreiteter sind als bisher angenommen.

Redaktion