Am Samstagabend trat Sharon Alony Cunio auf dem Geiselplatz in Tel Aviv ans Mikrofon. Die ehemalige Geisel, die gemeinsam mit ihren beiden kleinen Töchtern im vergangenen Jahr aus der Gefangenschaft der Hamas freikam, kämpft weiter um das Leben ihres Mannes David, der bis heute in Gaza festgehalten wird. In eindringlichen Worten machte sie der Regierung schwere Vorwürfe. «Netanyahu lehnt heute den Weg ab, den er selbst einst vorgeschlagen hat», sagte Cunio. Gemeint ist der vorübergehende Geisel-Deal, den der Premierminister zunächst favorisierte, inzwischen aber blockiert. «Die Verhandlungen sind erneut abgebrochen, und diesmal inmitten von Feuer und Rauch. Jede Verzögerung bedeutet Lebensgefahr.» Besonders bewegend war ihre persönliche Erklärung: «Ich bin nicht bereit, Witwe zu werden wegen Zögern oder Sabotage. Ich fordere, das Leben von David und allen Geiseln zu retten und auch die Gefallenen zurückzubringen.» Sie erinnerte daran, dass ihr Mann bereits in Gefangenschaft blieb, als Israel im Frühjahr ein zweites Abkommen verhinderte, und auch während der jüngsten Operation in Katar, bei der ein Schlag gegen die Hamas-Führung erfolgte. «Ich sterbe vor Angst. Was muss er gerade durchmachen?» fragte sie. Cunio machte deutlich, dass sie keine Normalisierung der Situation akzeptiert: «Es wird hier keine Routine geben, solange die Geiseln nicht durch ein Abkommen zurückkehren.» Viele im Publikum reagierten mit Tränen und langem Applaus. Ihre Worte fügten sich in die eindringlichen Appelle anderer ehemaliger Geiseln und Angehöriger ein, die an diesem Abend auf der Bühne standen.
Sharon Alony Cunio
19. Sep 2025
Appell

Emily Langloh