Vor 30 Jahren schrieb Bea Wyler Geschichte: 1995 wurde sie von der Jüdischen Gemeinde Oldenburg als erste Frau nach der Schoah für das Amt des Rabbiners in Deutschland angestellt, ein Meilenstein, der nicht ohne Kontroversen blieb. Im orthodoxen Judentum ist das Rabbinat Frauen bis heute verwehrt. Entsprechend lautete die Reaktion: Ignatz Bubis, damaliger Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland, erklärte öffentlich, er werde keinen Gottesdienst von ihr besuchen. Wyler wuchs in Wettingen im Aargau auf und war ursprünglich als Wissenschaftsjournalistin tätig. Nach einem Aufenthalt in Israel wandte sie sich den Jüdischen Studien zu, wurde am Leo Baeck College in London sowie am Jewish Theological Seminary in New York ausgebildet und im Mai 1995 ordiniert. Ihren Titel führt sie bewusst in männlicher Form: «Nicht Rabbinerin», betont Bea Wyler stets, «sondern Rabbiner. Denn so lautet mein akademischer Titel.» Gemeinsam mit Braunschweig übernahm die neu gegründete Gemeinde Oldenburg ihre Anstellung. Sie unterrichtete zudem an der Universität Oldenburg im Fach Jüdische Studien und war später auch in Delmenhorst tätig. 2004 kehrte Wyler aus familiären Gründen in die Schweiz zurück. Seither ist sie vor allem lehrend und publizistisch aktiv und leitet gelegentlich Gottesdienste – unter anderem in Basel. In der Schweiz ist sie bis heute die einzige Frau, die das Amt des Rabbiners innehat.
Bea Wyler
11. Jul 2025
Jubiläum

Emily Langloh