Jonathan Schächter 26. Sep 2025

Tabulos

Jonathan «Jontsch» Schächter ist zurück. Fünf Jahre nach einem Zusammenbruch meldet sich der frühere Radiostar mit dem Podcast «Spaghetti mit Ketchup und Chäs». In einem improvisierten Studio an der Zürcher Langstrasse spricht er mit Prominenten über Themen, die sonst oft verborgen bleiben: Burn-out, Sucht, Suizidgedanken oder Schizophrenie. «Gespräche unter Freunden» nennt er das Format, es handelt sich dabei halb um Therapie, halb um Entertainment. Seine Gäste sind Musikerin Kings Elliot, die von Panikattacken und Selbstzweifeln singt, Ex-Fussballer Kay Voser, der offen über seine paranoide Schizophrenie spricht, oder Komiker René Rindlisbacher, der seine lange Krankenakte preisgibt. Auch Christian Handelsman gesteht seine Alkoholsucht und Besuche bei Prostituierten. Vieles davon stand schon in Boulevardblättern, doch die Nähe, mit der Jontsch seine Bekannten und Freunde sprechen lässt, macht den Unterschied. Platz fünf in den Schweizer Podcast-Charts zeigt, dass er damit ein Publikum gefunden hat. Auch seine eigene Krise ist Thema. Nach Burn-out und Klinikaufenthalt erzählt Schächter von Panikattacken und dem Weg zurück ins Leben. «Die Klinik war kein Tiefpunkt, es war ein Wendepunkt», sagt er. Seine Stimme trägt, sein Timing stimmt, und er schafft es, Menschen dazu zu bringen, sich zu öffnen, auch wenn er sich gelegentlich zurückhalten könnte. Ob das Projekt auch finanziell trägt, ist offen. Sicher ist aber: Schächter hat einen Nerv getroffen. In einer Zeit, in der psychische Gesundheit endlich öffentlich diskutiert wird, bringt er intime Geschichten ins Scheinwerferlicht, mit Mut, Direktheit und einer Portion Selbstironie.

Emily Langloh