Zum Jom Haschoah traf sich die Jüdische Gemeinde Bern wie jedes Jahr beim 1988 von Oskar Weiss gestalteten Erinnerungsort auf ihrem Friedhof. Rabbiner Jehoschua Ahrens fragte: «Wann ist der richtige Tag der Erinnerung?» Denn zahlreiche «Tage der Erinnerung» hätten sich etabliert: der 27. Januar als weltweit begangener Tag der Befreiung von Auschwitz, der Tag der Befreiung von Bergen-Belsen am 15. April, der Tag des Kriegsendes am 8. Mai. «Wir stehen heute an Jom Haschoah wieder da am Mahnmal für die sechs Millionen Juden und Jüdinnen. Wir denken an Familienmitglieder, an Menschen, die keine rettenden Orte erreichen konnten.» Das gemeinsame Erinnern und miteinander Steine niederzulegen bleibe wichtig, ob heute oder an anderen Tagen. Seit dem 7. Oktober 2023 sei unser Erinnern anders geworden, so der Rabbiner. Daran schloss sich auch Ifat Reshef, Botschafterin des Staates Israel in der Schweiz, an. Sie mahnte, dass die von den Hamas-Terroristen Ermordeten niemals vergessen werden sollten und dass man für die Rückkehr der 59 Geiseln kämpfen müsse: «Never again is now.» Trotz allem aber, so die Botschafterin, mache es ihr Mut für die Zukunft, dass «wir miteinander auf einem Friedhof stehen, der Teil einer lebendigen und aktiven Gemeinde ist.» Es sei ihr und ihrer Familie wichtig, engagierte Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Bern zu sein. «El male rachamim», gesungen von Daniel Kaufmann, und das gemeinsam gesprochene Kaddisch mischten sich mit dem Rauschen der nahen Autobahn und dem Frühlingsgezwitscher der Vögel.
Bern
02. Mai 2025
Erinnern – ist jetzt!

Christoph Knoch