Washington 06. Jul 2025

Trump will Bedeutung von «Shylock» nicht kennen

Leigh Lawson (links) als Antonio und Dustin Hoffman als Shylock in Peter Halls Bühneninszenierung von Shakespeares „Der Kaufmann von Venedig“, 1989. 

Aufregung um Rede in Iowa.

Am Donnerstag hat Trump an einer Rede in Iowa das kurz zuvor von ihm unterzeichnete Steuer-Paket gerühmt und dabei zu Shakespeare gegriffen. Das Gesetz schaffe «Erbschaftssteuern» ab und befreie Menschen damit von der Notwendigkeit von «Bankgeschäften und Krediten – manchmal bei einem guten Bankier. Und manchmal von Shylocks und schlechten Menschen». Diese hätten «viele Familien zerstört, aber wir haben das gestoppt». Die Aussage hat umgehend Kritik und Proteste ausgelöst. So erklärte die Anti-Defamation League: «Der Begriff `Shylock´ erinnert an ein jahrhundertealtes antisemitisches Klischee über Juden und Gier, das äusserst beleidigend und gefährlich ist. Präsident Trumps Verwendung des Begriffs ist sehr beunruhigend und unverantwortlich». Die Aussage unterstreiche «wie tief Lügen und Verschwörungen über Juden in unserem Land verwurzelt sind. Die Worte unserer Politiker sind wichtig, und wir erwarten mehr vom Präsidenten der USA.» Trump erklärte am Freitag, er habe nicht gewusst, dass manche Menschen das Wort «Shylock» als antisemitisch ansehen: «So habe ich das noch nie gehört. Für mich ist Shylock jemand, der Geld zu hohen Zinsen verleiht.» Ausgeräumt hat er die Kritik damit nicht. So erklärte der demokratische Kongress-Abgeordnete Daniel Goldman aus New York: «Das ist eklatanter und abscheulicher Antisemitismus, und Trump weiss genau, was er tut. Jeder, der wirklich etwas gegen Antisemitismus unternehmen will, prangert ihn an, wo immer er auftritt – an beiden Extremen – so wie ich es tue» (Link).

Andreas Mink