USA 17. Aug 2025

Statistik mit NS-Kriegsmarine

Der Ökonom E.J. Antoni wird vor einem Kunstwerk, das das Nazi-Kriegsschiff Bismarck zeigt, interviewt.
Der Ökonom E.J. Antoni wird vor einem Kunstwerk, das das Nazi-Kriegsschiff Bismarck zeigt, interviewt.

US-Präsident Donald Trump hat den konservativen Ökonomen E.J. Antoni für das Amt des Direktors des Bureau of Labor Statistics (BLS) nominiert – und sorgt damit für heftige Kritik. 

Antoni, bisher Chefökonom der Heritage Foundation, sorgte nicht nur wegen seines Mangels an wirtschaftswissenschaftlicher Berufserfahrung für Diskussionen, sondern auch wegen seiner Vorliebe für die NS-Kriegsmarine.
Antoni fiel wiederholt auf, indem er in TV-Interviews die deutsche Nazi-Kriegsschiff «Bismarck» als Bildschirmhintergrund wählte. In den sozialen Medien schrieb er, das Kriegsgerät sei «hard not to love» (schwer nicht zu lieben). Die «Bismarck» war eines der grössten deutschen Kriegsschiffe des Zweiten Weltkriegs, dessen Stapellauf Adolf Hitler persönlich zelebrierte. Antoni betonte öffentlich seine Faszination für Schiffe beider Seiten des Krieges, etwa auch für die US-Schlachtschiffe «USS Texas» und «New Jersey». 
Die Kritik an Antoni kommt nicht nur aus progressiven Kreisen. Auch konservative Ökonomen bezeichnen ihn als «völlig ungeeignet» und monieren sein mangelndes Verständnis grundlegender ökonomischer Prinzipien. Skeptiker befürchten zudem, dass Antoni die traditionell unabhängige Behörde im Sinne Trumps politisieren könnte. Erst vor kurzem hatte Trump die bisherige Leiterin der Behörde entlassen und ihr vorgeworfen, Arbeitsmarktzahlen zum Schaden seiner Politik «manipuliert» zu haben. Antoni ist in der Vergangenheit als scharfer Kritiker des BLS und der veröffentlichten Statistikdaten in rechten Medien in Erscheinung getreten.
Antoni sorgte ausserdem durch Social-Media-Aktivitäten für Irritationen: In mehreren X-Konversationen sympathisierte er mit Argumenten über die angebliche «Opferrolle» deutscher Zivilisten nach dem Krieg. Unter anderem empfahl er Moderatorin Candace Owens ein Werk, das den sowjetischen Diktator Stalin als eigentlichen Akteur des Zweiten Weltkriegs darstellt. Owens wiederum war wegen antisemitischer Äusserungen in die Kritik geraten. 
Das Weisse Haus verteidigte Antoni und verwies auf dessen Interesse für Geschichte und Schiffsarchitektur. Historiker halten es für möglich, die Ingenieurskunst der Bismarck zu würdigen, ohne die Zwecke des Nazi-Regimes zu verklären – doch das öffentliche Schwärmen eines Kandidaten für ein hochpolitisches Amt über NS-Kriegsschiffe stösst bei vielen Beobachtern auf Unverständnis.
Mit der Nominierung von Antoni droht eine weitere Politisierung bisher unparteiischer US-Institutionen. Der Senat muss der Ernennung noch zustimmen. 
 

Redaktion