Angebliche Ungereimtheiten bei der Abstimmung am Samstag.
Wie der «Jewish Chronicle» berichtet, will der spanische Staatssender RTVE die Televoting-Ergebnisse des Landes bei der Eurovision vom Samstag überprüfen. Anlass ist angeblich eine unerwartet starke Zustimmung dabei für Israel. Die spanische Regierung zählt zu den schärfsten Kritikern der IDF-Kriegsführung im Gazastreifen. Die Fachjury hatte bei der Abstimmung null Punkte an Yuval Raphael mit «New Day Will Rise» vergeben.
Dennoch erhielt die Überlebende des Nova-Massakers vom spanischen Publikum die maximale Zahl von 12 Punkten und insgesamt den stärksten Erfolg bei der Publikumswahl in der Geschichte des Wettbewerbs. Sie belegte damit den zweiten Platz knapp hinter Österreich.
Der Sender hatte seine Zuschauer bei der Übertragung mit der Botschaft begrüsst: «Wenn Menschenrechte auf dem Spiel stehen, ist Schweigen keine Option. Frieden und Gerechtigkeit für Palästina.» Während der Sendung verwiesen die RTVE-Kommentatoren Julia Varela und Tony Aguilar zudem auf eine Petition des Senders an den Veranstalter EBU, die israelische Teilnahme zu überdenken. Sie erklärten, bei den israelischen Operationen in Gaza seien 50.000 Zivilisten ums Leben gekommen. Dies trug dem Sender Vorwürfe ein, gegen die Eurovision-Regeln verstossen, die eine Politisierung der Veranstaltung verbieten.
Nun zweifeln RTVE-Verantwortliche angeblich an der Gültigkeit der Stimm-Ergebnisse. Die Abstimmungen erfolgten über eine App, per SMS oder Telefonanruf. Die EBU hatte zunächst nur die Gesamtzahl der in Spanien abgegebenen Stimmen mit 142.688 angegeben, diese auf Anfrage der RTVE dann in 7283 Anrufe, 23.840 SMS und 111.565 Online-Stimmen aufgeschlüsselt. Im Vergleich dazu waren im ersten Halbfinale (an dem Israel nicht teilnahm) nur 774 Anrufe, 2.377 SMS und 11.310 Online-Stimmen eingegangen.
Diese Diskrepanz dürfte durch die ungleich höhere Zuschauerzahl des Finales erklärbar sein. RTVE sieht jedoch angeblich Anlass zu weiteren Untersuchungen. Laut dem Bericht erwartet der Sender zudem, dass andere Teilnehmerländer Ermittlungen zu den Publikums-Abstimmungen veranlassen (Link).