Resolution an der Jahresversammlung der National Education Association (NEA).
Vergangene Woche hat die National Education Association (NEA) als grösste Lehrergewerkschaft der USA auf ihrer Jahrestagung in Portland, Oregon, mit knapper Mehrheit eine Resolution verabschiedet, die Beziehungen zur Anti-Defamation League (ADL) abzubrechen. Damit nehmen länger laufende Spannungen zwischen der links politisierenden Organisation und der ADL noch einmal zu. NEA ist mit 2,8 Millionen Mitgliedern auch im akademischen Bereich die grösste Gewerkschaft der USA insgesamt.
Die Resolution besagt, die Gewerkschaft werde fortan «keine Materialien» der ADL mehr verwenden, unterstützen oder veröffentlichen, einschliesslich deren Lehrmaterialien oder Statistiken. Israel wird in der Resolution nicht erwähnt. Diese besagt, die ADL sei «nicht der Bildungspartner für soziale Gerechtigkeit, der sie vorgibt zu sein.» Doch laut dem «Forward» waren Debatten um die Resolution sehr wohl von Meinungsverschiedenheiten im Zusammenhang mit Nahost und Israel geprägt. Mehrere lokale Lehrergewerkschaften im Verbund von NEA protestieren seit Monaten gegen das Vorgehen der IDF im aktuellen Gaza-Krieg, was wiederum zu Beschwerden jüdischer Familien und Kritik der ADL geführt hat.
Die Resolution muss noch von der NEA-Führung genehmigt werden und hat dem Bericht zufolge voraussichtlich keine praktischen Auswirkungen für Lernende, da die Arbeit der ADL an Schulen grösstenteils über die Schulbezirke und nicht über die Lehrergewerkschaften abgewickelt wird. Gleichwohl erscheint die Resolution als symbolische Attacke auf die lang etablierte Präsenz der ADL an öffentlichen Schulen mit Lehrmaterialien und Lehrerfortbildung zur Bekämpfung von Diskriminierung und Mobbing.
ADL-CEO Jonathan Greenblatt wird seinerseits zunehmend kritisch Lehrern und deren Gewerkschaften gegenüber und wirft ihnen Voreingenommenheit gegen Israel vor. Er hat im letzten Monat vor republikanischen Vertretern intern erklärt, Antisemitismus an Schulen werde als Thema immer wichtiger für die ADL und er verglich dabei gegen Israel demonstrierende Studierende mit Hamas-Terroristen. Diese würden später «nicht bei Goldman Sachs oder Google arbeiten, sondern Lehrer werden und der NEA beitreten». Am Mittwoch nannte Greenblatt die NEA auf Fox News «eine Organisation, die eindeutig von Aktivisten übernommen wurde». Die ADL liess Unterstützer derweil in einer E-Mail wissen, die Resolution sei von «einer Gruppe Hamas-freundlicher Aktivisten innerhalb der NEA» eingebracht worden.
ADL und NEA haben in der Vergangenheit zusammen gearbeitet und beispielsweise öffentliche Erklärungen zur Trennung von Kirche und Staat im Jahr 2014 und zu Hassverbrechen im Jahr 2017 abgegeben. Und noch 2023 hat die NEA Mitgliedern Links zu ADL-Ressourcen zum Umgang mit Gewalt, Hass und anti-muslimischer Voreingenommenheit bereitgestellt.
Allerdings hat die ADL traditionelle Schulprogramme wie «A World of Difference» eingestellt, das Lernende und Lehrer darin schulte, alle Formen von Voreingenommenheit zu erkennen. Dafür fokussierte die ADL zunehmend auf Antisemitismus und reichte beispielsweise im Vorjahr eine Beschwerde gegen den Schulbezirk Philadelphia wegen eines «extrem feindseligen» Umfelds für jüdische Schülerinnen und Schüler ein.