Mosche Kantor wieder EJC-Präsident. Ariel Muzicant zieht sich zurück.
Nach drei Jahren Pause ist Moshe Kantor erneut zum Präsidenten des European Jewish Congress (EJC) gewählt worden – ein Comeback, das europaweit für Diskussionen sorgt. Mit 48 zu 31 Stimmen setzte sich der russische Düngemittel-Milliardär in Jerusalem gegen seinen Nachfolger Ariel Muzicant durch, der seit Kantors Rückzug 2022 das Amt führte. Damals war Kantor auf Sanktionslisten von EU und Vereinigtem Königreich gesetzt worden – wegen seiner Verbindungen zum russischen Regime. Nach seiner Streichung im März 2024, vorangetrieben unter anderem von Ungarn und der Slowakei, war seine Kandidatur erwartet worden.
Kantor verspricht einen Fokus auf Antisemitismusbekämpfung, Holocaust-Erinnerung und Sicherheit. Doch sein Wahlsieg polarisiert. Während einzelne nationale Repräsentanten wie CRIF-Chef Robert Ejnes sich zur Zusammenarbeit bekennen, verweigern andere – etwa der deutsche Zentralrat oder das italienische UCEI – jede öffentliche Stellungnahme. Kritiker verweisen auf Kantors enge Russland-Verbindungen, finanzielle Abhängigkeiten des EJC und mangelnde Transparenz. Der slowakische Politologe Grigorij Mesežnikov nennt seine Wahl einen «Rückschritt» und «Widerspruch zu jüdischen Werten».
Ariel Muzicant kündigte seinen Rückzug aus dem EJC an. Mit dem parallel gegründeten Verbund «JE3-Allianz» setzen Zentralrat, CRIF und das britische Board of Deputies auf neue unabhängige Strukturen. Die Wahl Kantors markiert somit nicht nur ein politisches Comeback, sondern auch eine Zerreissprobe für Europas jüdische Dachverbände.