Nach massivem Protest seiner Mitarbeitern wurde die geplante Aufführung von „Tosca“. Jüdische Reaktionen äussern sich von empört bis verständnisvoll.
Letzte Woche gab das Royal Opera House bekannt, die für 2026 geplanten Gastspiele in Kooperation mit der Israel Opera abzusagen. Über 180 Mitarbeitende hatten zuvor in einem offenen Brief gegen die Zusammenarbeit protestiert und eine klare Stellungnahme des Hauses zu den Ereignissen im Gazastreifen gefordert. Die Kritiker warfen dem Management vor, die geplante Kooperation diene der Legitimation von Gewalt und forderten einen generellen Boykott israelischer Institutionen.
Auslöser des Protests war unter anderem ein Vorfall, bei dem ein Ensemblemitglied nach einer Aufführung eine palästinensische Flagge zeigte und damit Solidarität mit den Opfern in Gaza bekundete. Die anschließende interne Debatte dreht sich um künstlerische Freiheit und die gesellschaftliche Verantwortung von Kulturbetrieben.
Die Royal Opera House-Leitung begründete die Absage mit Sicherheitsbedenken, doch Beobachtungen sprechen dafür, dass der interne Druck und ethische Erwägungen ausschlaggebend waren. Die Israel Opera änderte ihre Kommunikation zur geplanten Produktion kurzfristig.
Neben breiter Zustimmung gab es auch jüdische Reaktionen, die zum Teil die Absage kritisch sehen. Einige Vertreter jüdischer Organisationen befürchten, dass die Entscheidung diskriminierend wirke, da Israelis überwiegend jüdisch sind. Sie warnten davor, dass damit jüdische Künstler:innen und Besucher:innen ausgegrenzt werden könnten. Gleichzeitig betonen viele britisch-jüdische Stimmen, dass Kritik an der Politik Israels von Antisemitismus klar zu trennen sei. Die Debatte zeigt die Komplexität kultureller Zusammenarbeit in politischen Konflikten und die Herausforderungen, denen sich Kulturinstitutionen stellen müssen.