USA – Nahost 30. Sep 2024

Neue Informationen im Fall Malley

Rob Malley posiert in seinem Büro in Washington, 7. Mai 2018.

Der erfahrene Diplomat ist Ziel einer FBI-Ermittlung.

Wie zuerst vom «Wall Street Journal» (WSJ) vermeldet, ermittelt das FBI weiter wegen des Missbrauchs von Geheimunterlagen gegen Rob Malley, den ehemaligen US-Sondergesandten für Iran. Gleichzeitig wurde bekannt, dass das Aussenministerium jüngst eine interne Untersuchung abgeschlossen hat, laut der Malley keine schwerwiegenden Regelverstösse begangen hat. Malley wurde im April 2023 unbezahlt beurlaubt. Ihm wurde zudem der Zugang zu internen Informationen entzogen.

Das State Department weisst Medienanfragen zu dem Fall ab, während Republikaner Malley als sinistre Figur und Verbündeten Irans diffamieren. Laut dem WSJ ist der erfahrene Diplomat auf eine einen Phishing-Link hereingefallen, der ein persönliches E-Mail-Konto kompromittiert hat. Die interne Ermittlung habe ergeben, dass Malley «möglicherweise Verschlusssachen, darunter Besprechungsnotizen, auf ein persönliches Konto verschoben hatte.» Dies habe zu Spannungen zwischen dem Aussenministerium und FBI-Ermittlern geführt, die Malley zumindest Schlampigkeit und eine Gefährdung der nationalen Sicherheit vorwerfen. Beamten des Aussenministeriums hätten ihn jedoch verteidigt und den Fall als harmlos bezeichnet.

Zudem wurde bekannt, dass Mitglieder der amerikanischen Delegation zu einer Neuauflage des internationalen Atomabkommens mit Iran Malley vorgeworfen haben, er hätte «seine Karten zu früh aufgedeckt», also Verhandlungsziele vorzeitig durchblicken lassen und Teheran dadurch zu einer kompromisslosen Haltung ermutigt. Deshalb hätten zwei Mitglieder der US-Delegation ihre Posten verlassen (Link).

Die Zukunft Malleys bleibt indes unklar. Denn womöglich konnten sich Hacker mit Beziehungen zu Teheran Zugang zu seinem Handy verschafft und Geheiminformationen geraubt haben. Malley wirkt seit dem letzten Herbst gleichzeitig als Gastdozent und Forscher über «aussenpolitische Entscheidungsfindung, Diplomatie, Verhandlungen und Aussenpolitik» an den Elite-Unis Yale und Princeton.

Der 1960 geborene Malley ist ein Schulfreund von Aussenminister Tony Blinken aus dessen Pariser Zeit und hat während der Obama-Jahre eine wichtige Rolle bei der Aushandlung des internationalen Atomabkommens mit Iran gespielt. Er war vorher Präsident und CEO der International Crisis Group. Malley ist seit Jahren eine Zielscheibe von Konservativen, die dem Sohn eines ägyptisch-jüdischen Journalisten und einer jüdischen New Yorkerin übergrosse Sympathien für Iran vorwerfen. Malleys Eltern waren Kritiker Israels und Unterstützer von Befreiungsbewegungen in der Dritten Welt (Link).

Andreas Mink