American Jewish Committee (AJC) oder etwa die Anti-Defamation League (ADL) sind nicht bekannt für kritische Worte an die Adresse Israels.
Nun haben sie und mehrere weitere US-amerikanische jüdische Organisationen ihre Besorgnis über die Pläne der israelischen Armee (IDF) geäussert, eine vollständige Kontrolle über den Gazastreifen zu übernehmen und damit den bisherigen Kurs deutlich zu verschärfen. Die jüdischen Verbände befürchten, dass ein solches Vorgehen nicht nur die Sicherheit Israels gefährden, sondern auch international das Ansehen jüdischer Gemeinschaften belasten könnte. Besonders kritisiert werden potenzielle humanitäre Folgen für die Zivilbevölkerung in Gaza sowie die Auswirkungen auf die Beziehungen zwischen Israel und den USA. Eine Ausweitung der Militär-Operationen in Gaza steht laut Medienberichten kurz bevor und ist hoch umstritten. Hunderte ehemalige israelische Sicherheitsbeamte haben bereits an die US-Regierung appelliert, Druck auf den israelischen Premierminister Binyamin Netanyahu auszuüben, um eine Eskalation und einen längeren Krieg zu verhindern. Die Debatte fällt in eine Zeit, in der auch interne Kontroversen innerhalb Israels und Kritik von internationalen Medien zur Kriegsführung und politischen Strategie zunehmen. Israels Regierung sieht sich dabei auch mit Vorwürfen konfrontiert, die Pressefreiheit zu unterdrücken, nachdem kritische Medien wie die linksliberale Tageszeitung Haaretz boykottiert werden, die regelmässig regierungskritischen Berichte – insbesondere zur Lage in Gaza – veröffentlicht. Ob das israelische Sicherheitskabinett die Pläne zur vollständigen Übernahme des Gazastreifens billigt, bleibt weiterhin Gegenstand politischer und gesellschaftlicher Auseinandersetzung in Israel und im Ausland.