Der israelische Oppositionspolitiker und frühere Generalmajor Yair Golan hat mit drastischen Äusserungen zur Kriegsführung im Gazastreifen für heftige Reaktionen gesorgt.
In einem Radiointerview erklärte der Vorsitzende der linken Partei «Die Demokraten», Israel laufe Gefahr, ein international geächteter «Pariastaat» zu werden, ähnlich wie einst Südafrika. Er sagte: «Ein Land, das bei gesundem Verstand ist, führt keinen Krieg gegen Zivilisten, es tötet keine Babys als Hobby und setzt sich nicht die Vertreibung der Bevölkerung zum Ziel.»
Die Reaktionen auf Golans Aussagen waren parteiübergreifend scharf. Premierminister Binyamin Netanyahu ihm vor, «abscheulichen Antisemitismus» zu verbreiten, und bezeichnete seine Worte als «Blutverleumdung». Justizminister Yariv Levin forderte, Golan den Generalsrang abzuerkennen, während Bildungsminister Yoav Kisch Ermittlungen wegen Aufwiegelung verlangte. Auch Oppositionspolitiker wie Benny Gantz und Yair Lapid kritisierten Golan scharf und warnten vor den möglichen Folgen seiner Aussagen für israelische Soldaten
Golan, der am 7. Oktober 2023 durch die Rettung von Zivilisten vor der Hamas als Held gefeiert wurde, verteidigte seine Kritik. Er betonte, seine Aussagen richteten sich gegen die politische Führung und nicht gegen die Soldaten der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF). Er warnte davor, dass Israel durch die aktuelle Kriegsführung seine demokratischen und ethischen Werte verliere
Die Kontroverse um Golans Äusserungen fällt in eine Zeit zunehmender internationaler Kritik an Israels Vorgehen im Gazastreifen. Die EU überprüft derzeit ihre Handelsbeziehungen mit Israel, und mehrere Länder, darunter Grossbritannien und Kanada, haben Sanktionen verhängt oder angekündigt. Die humanitäre Lage in Gaza verschärft sich weiter, mit Berichten über drohende Hungersnöte und massiven zivilen Opfern.
Golan steht für eine wachsende Zahl israelischer Stimmen, die ein Ende des Krieges und eine Rückkehr zu diplomatischen Lösungen fordern. Seine scharfe Kritik spiegelt die tiefe Spaltung innerhalb der israelischen Gesellschaft über den Umgang mit dem Gaza-Konflikt wider.