New York City 26. Okt 2025

Kontroverse um Rabbiner-Brief gegen Mamdani

Namen der Rabbiner, die den Brief unterschrieben haben
Einige äusserten Erleichterung oder Enttäuschung darüber, den Namen ihres Rabbiners auf der Liste zu sehen – oder eben nicht. (Bildschirmfoto)  

Wichtige Synagogen gehen auf Distanz zu politischem Engagement.

Wie von topnews vermeldet, findet ein offener Brief, der dringend vor der Unterstützung von Zohran Mamdani bei den Bürgermeisterwahlen in New York City am 4. November warnt, bei jüdischen Geistlichen quer durch die Glaubensrichtungen Unterstützung. Bis Sonntagnacht haben rund 1100 Rabbinerinnen und Rabbiner den Brief unterzeichnet (https://jewishmajority.org/a-rabbinic-call-to-action). Darin wird Rabbiner Elliot Cosgrove von der Park Avenue Synagogue an der Upper East Side zitiert, der am Schabbat vor einer Woche zu einer Ablehnung Mamdanis aufgerufen hatte.

Doch wie Cosgrove nun der JTA erklärt, hat er selbst das Schreiben nicht unterzeichnet, das bereits mit zu den populärsten Pamphleten dieser Art zählt. Der Rabbiner erklärte der Nachrichtenagentur: «Ich unterschreibe grundsätzlich keine Gruppenbriefe… Ich befürchte, dass solche Briefe Themen verflachen und komplexe Sachverhalte auf die Frage reduzieren, wer in einem Brief genannt und wer nicht?» Es gäbe «andere Plattformen, auf denen Rabbiner ihre Führungsrolle zum Ausdruck bringen können.»

Der Brief löst eine breite Debatte aus, in der Kritik, Beifall und gegenseitige Beschuldigungen hochkochen: «Jüdische Gemeinden verbreiten Listen darüber, wer unterschrieben hat und wer nicht», so die Rabbinerin Shira Koch Epstein, die eine ihrer Meinung nach «schmerzhafte öffentliche Abrechnung» beschreibt, die sowohl öffentlich als auch privat stattfinde. 

Rabbinerin Lauren Grabelle Hermann von der Society for the Advancement of Judaism in Manhattan ist derweil über den Alarm-Brief alarmiert: «Ich schlafe nicht. Diese roten Linien sind so gefährlich » Hermann hatte ihre Gemeinde an Jom Kippur aufgerufen, «zu einem Gegenmittel gegen die Polarisierung und Fragmentierung in unserer jüdischen Gemeinde und der Gesellschaft generell zu werden.»

Reform-Rabbinerin Angela Buchdahl schrieb an Mitglieder ihrer Central Synagogue in Manhattan und erklärte, warum sie den Brief nicht unterzeichnet hat: «Als geistliches Team der Central Synagogue haben wir in der Vergangenheit bereits mehrfach von der Kanzel gesprochen und werden auch weiterhin eine klare, eindeutige Position zu Antisemitismus, antizionistischer Rhetorik und unserer tiefen Unterstützung für Israel einnehmen.» 

Buchdahl verwies jedoch auf die Bedeutung der Trennung von Kirche und Staat und schrieb: «Es liegt an jedem von uns, nach seinem Gewissen zu wählen.» Wahlpolitik sei Aufgabe «politischer Organisationen, auch jüdischer: Engagieren Sie sich. Wir sind jedoch eine jüdische-spirituelle Heimat und das soll auch so bleiben. Die Unterstützung politischer Kandidaten ist nicht im besten Interesse unserer Gemeinde, unserer Gemeinschaft oder unseres Landes».
 

Andreas Mink