Luzern 21. Jul 2025

Jüdischer Jugendliche antisemitisch attackiert

Täter festgenommen

In Luzern ist am Samstagabend ein 15-jähriger orthodoxer Jude aus einer religiösen Schülergruppe antisemitisch beleidigt und körperlich angegriffen worden. Der mutmassliche Täter, ein 46-jähriger Schweizer Staatsbürger, habe dem Jugendlichen unvermittelt ins Gesicht geschlagen und ihn dabei rassistisch beschimpft, teilte die Luzerner Polizei am Sonntag mit. Der Jugendliche erlitt leichte Kopfverletzungen.
Kurz nach dem Vorfall soll der mutmassliche Täter an einem zweiten Ort – rund 200 Meter entfernt – einem weiteren jüdischen Passanten den Hitlergruss gezeigt und erneut antisemitische Parolen gerufen haben. Auch dieser Vorfall wurde bei der Polizei gemeldet und auf Video aufgenommen, das in sozialen Medien kursiert. Die Polizei prüft derzeit die Echtheit der Aufnahmen. Laut Polizei war der Mann bei der Festnahme stark alkoholisiert. Er wurde im Rahmen einer Nahfahndung in der Nähe der Luzerner Pfistergasse gestellt und vorläufig festgenommen. Die Strafuntersuchung führt die Luzerner Staatsanwaltschaft. Die Ermittlungen zur genauen Tatabfolge und zu weiteren Motiven des mutmasslichen Täters dauern an. Der Mann muss sich voraussichtlich unter anderem wegen Rassendiskriminierung und Körperverletzung verantworten.
Der Angriff ereignete sich laut Medienberichten am frühen Samstagabend in der Bruchstrasse, unweit des Bahnhofs. Die betroffene Gruppe gehört offenbar zu einer jüdischen Religionsschule (Jeschiwa), die in Luzern ansässig ist.
Mehrere Schweizer und internationale Medien verorten die Tat im Kontext einer Zunahme antisemitischer Vorfälle in der Schweiz seit Beginn des Gaza-Kriegs im Oktober 2023. Laut unabhängigen Beobachtungsstellen verzeichneten jüdische Gemeinden seitdem eine deutliche Zunahme an Belästigungen, Beleidigungen und Bedrohungen. Die israelische Tageszeitung «Haaretz «berichtete unter Berufung auf Schweizer Quellen, es handle sich um einen der «schwerwiegendsten antisemitischen Übergriffe in Luzern seit Jahren».
Die Luzerner Stadtregierung sowie jüdische Organisationen verurteilten die Tat scharf. Die Behörden haben laut einem Sprecher die Sicherheitsvorkehrungen rund um religiöse Einrichtungen in der Stadt überprüft und zum Teil erhöht. Die Polizei bittet Zeuginnen und Zeugen, die Hinweise zur Tat oder zum Verhalten des Verdächtigen geben können, sich zu melden.

Redaktion