USA – Nahost 10. Sep 2025

Elizabeth Tsurkov in Baghdad freigelassen

Elizabeth Tsurkov ist frei.

Die russisch-israelische Doktorandin an der Princeton University wurde seit über zwei Jahren von der schiitischen Kataib Hisbollah-Miliz im Irak gefangen gehalten.  

Am späten Dienstagnachmittag hat Trump auf Social Media die Freilassung der russisch-israelischen Doktorandin Elizabeth Tsurkov im Irak bekannt gegeben. Sie war im März 2023 von der mit Iran verbündeten Schiiten-Miliz Kataib Hisbollah als Geisel genommen worden. Trump erklärte, Tsurkov befinde sich nun sicher in der amerikanischen Botschaft in Baghdad.

Die Regierungen von Israel und Irak bestätigten die Freilassung von Tsurkov ebenfalls ohne Angabe von Einzelheiten zu den Umständen. Der irakische Premier Mohammed Shia al-Sudani schrieb auf sozialen Medien lediglich, Tsurkov sei nach «umfangreichen Bemühungen unserer Sicherheitsdienste» freigelassen worden. Israels Premierminister Binyamin Netanyahu bestätigte ihre Freilassung und sagte, er habe mit Tsurkovs Familie gesprochen.

Von Kataib Hisbollah gab es zunächst keine Stellungnahme und es bleibt anhin unklar, ob Tsurkov im Zuge eines Handels freikam – und warum dies gerade jetzt geschehen ist (Link).

Trumps Geisel-Beauftragter Adam Boehler hatte Anfang Februar erklärt, al Sudani müsse umgehend für die Freilassung von Tsurkov sorgen. Geschehe dies nicht, müsse der Politiker «mit dem Schlimmsten» rechnen. Doch Tsurkov blieb weiter in Gewalt der Kataib Hisbollah. Gerüchte über eine Freilassung im Frühjahr erwiesen sich ebenfalls als Fantasien.

Kataib Hisbollah hatte Tsurkov bei Forschungsarbeiten in Baghdad im März 2023 entführt. Die Miliz hat Anfang 2024 auch einen amerikanischen Stützpunkt in Jordanien attackiert. Dabei sind drei US-Soldaten getötet worden. Die Gruppe gehört über ihren politischen Arm der irakischen Regierungskoalition an. 

Berichte über die Affäre waren widersprüchlich. So scheint Iran dabei keine oder nur eine marginale Rolle zu spielen. Tsurkov ist womöglich in Konflikte zwischen schiitischen Milizen geraten. Als Soziologin ist sie an Sekten und Bewegungen in Nahost interessiert und konnte nach einigen Mühen ein Treffen mit hochrangigen Mitgliedern der Organisation von Muktada al-Sadr aufgleisen, dem populären und anti-amerikanischen Prediger. Dies löste laut Regionalmedien Alarm bei der konkurrierenden Kataib Hisbollah aus. Die Miliz hielt Tsurkov demnach für eine Agentin des Mossad und/oder der CIA, die Kontakte zu den Sadristen suche.

Tsurkov wurde 1986 als Tochter von Dissidenten in St. Petersburg, Russland, geboren. Die Eltern hatten mit Natan Sharansky zusammengearbeitet und wurden deshalb verhaftet. Wie Sharansky wanderten die Tsurkovs nach Israel aus und lebten dort zeitweilig in einer Siedlung im besetzten Westjordanland. Während ihres Dienstes bei der IDF entwickelte Tsurkov Interesse an der arabischen Welt. Sie hat vor ihrer Zeit an Princeton an der Hebräischen Universität in Jerusalem, der Universität Tel Aviv und an der University of Chicago studiert.

Andreas Mink