USA - Antisemitismus 10. Aug 2025

Doktorandin in Florida wegen Antisemitismus angeklagt

Rasante Intervention von Bundesbehörden auf höchster Ebene.

Vergangene Woche hat eine Doktorandin der Florida State University namens Eden Deckerhoff auf dem Campus in Tallahassee im dortigen Fitnessstudio den Studenten Yoel Rodrig mit einem T-Shirt der IDF erblickt. Wie sie später der Polizei mitteilte, ging sie auf ihn zu und fuhr ihn an: «Sie sollten sich schämen, ein T-Shirt für eine Armee zu tragen, die derzeit schwere Menschenrechtsverletzungen begeht». Der Zweitsemester erklärte später, Deckerhoff habe ihm zudem gedroht, ihm seinen Smoothie über den Kopf zu schütten, und gesagt: «Ihre Familie muss sterben, ihr bringt Leute um.»

Vom Hergang existiert anscheinend nur ein 8-Sekunden-Video, das Rodrig aufgenommen hat. Darin zeigt Deckerhoff mit dem Mittelfinger auf ihn und sagt: «Scheiss auf Israel, freies Palästina», streckt den Arm nach dem Getränk auf dem Tisch vor Rodrig aus und fügt hinzu: «Du bist ein ignoranter, verdammter Hurensohn», bevor sie davonstürmt.

Tags darauf wurde Deckerhoff vom Staat Florida und dem Justizministerium als Antisemitin gebrandmarkt, von der Uni verbannt und unter bundesstaatliche Ermittlungen gestellt. Rasch folgte ihre Verhaftung wegen Körperverletzung. Auch die Politik sprang umgehend auf den Vorfall auf. So will der republikanische Abgeordnete Randy Fine aus Florida den Fall zu einem Modell für das Vorgehen gegen Antisemitismus an Unis landesweit verwandeln. Als Unterstützer Israels bekannt – er weilt derzeit dort – warnt Fine gegenüber dem «Forward» zudem vor Mitleid mit Deckerhoff. Deren Leben sei nun «vorbei: Wer mit dem Schwert des muslimischen Terrors lebt, wird durch das Schwert des muslimischen Terrors sterben».

Laut dem Bericht haben indes weder Rodrig noch der Polizeibeamte, der das Video überprüfte, einen eindeutigen Gewaltakt wahrgenommen. Laut Rodrig hat Deckerhoff «so etwas wie einen Schubser versucht.» Aber der Clip fand den Weg Online und wurde dort mit JEXIT geteilt, einer Bewegung, die Juden zum Austritt aus der Demokratischen Partei bewegen will. Die stellte das Video auf X und von dort verbreiteten Gruppen wie «StopAntisemitism» oder «@JewsFightBack» und der pro-israelische Influencer Hen Mazzig den Post. 

Wenig später wurde das US-Justizministerium darauf aufmerksam. Die dortige Leiterin der Bürgerrechtsabteilung Harmeet Dhillon beginnt ihren Arbeitstag stets mit der Suche nach möglichen Fällen von Antisemitismus. Hier ist laut dem «Forward» etwa die pro-israelische Betar aktiv, die laut eigenen Angaben Gesichtserkennungs-Software zur Identifikation von Studierenden aus dem Ausland einsetzt, die an Campus-Protesten teilnahmen. Die Gruppe gibt diese Informationen an das Heimatschutzministerium weiter.

Ähnlich erging es nun Deckerhoff. Nachdem ihr Name bekannt geworden war, gingen Justiz und Uni gegen sie vor Auch der Abgeordnete Fine, der sich selbst als «Hebräischer Hammer» bezeichnet, forderte die Universität auf, Deckerhoff als «muslimische Terroristin» zu verweisen. Etwa 20 Minuten später erklärte Generalstaatsanwältin Pam Bondi am Donnerstag, das Justizministerium habe Ermittlungen gegen die Doktorandin aufgenommen: «Antisemitismus wird weder in Florida noch anderswo toleriert» (https://forward.com/news/antisemitism-decoded/761308/eden-deckerhoff-fsu-idf-antisemitism/).
 

Andreas Mink