USA – Israel 16. Jul 2025

Disput um Mandy Patinkin

Kathryn Grody und Mandy Patinkin.

Der prominente Schauspieler kritisiert die Kriegsführung der IDF in Gaza.

Bei einem Interview mit dem Magazin der «New York Times» hat Mandy Patinkin auf Nachfragen des Journalisten David Marchese scharf und emotional Kritik an der Kriegsführung Israels in Gaza geübt – und löst damit leidenschaftliche Debatten auf Social Media aus. Thema der Veranstaltung war eigentlich das Verhältnis Patinkins, seiner Frau, der Schauspielerin Kathryn Grody, und ihres Sohns Gideon Grody-Patinkin. Dieser ist mit seiner TikTok-Seite erfolgreich, die Eigenheiten der Familie dokumentiert.

Marchese kam jedoch auf die Eigenschaft der Grody-Patinkins als «politisch aktive Juden» zu sprechen. Gleichzeitig nehme der Antisemitismus derzeit zu: «Haben Sie heute eine andere Sichtweise darauf, was es bedeutet, jüdisch zu sein?» Grody antwortete: «Ich hasse, wie manche Leute Antisemitismus als Vorwand für jeden verwenden, der eine bestimmte Politik kritisiert.» Sie betrachte «Mitgefühl für jeden Menschen in Gaza als sehr jüdisch» und sie verabscheue die Politik der israelischen Führung: «das bedeutet nicht, dass ich ein selbsthassender Jude oder Antisemit bin.»

Patinkin brachte Erinnerungen an eine Begebenheit in den 1980er Jahren vor, als er Netanyahu erstmals begegnet sei. Er habe ihn spontan als «abstossend» empfunden und seinen damals kleinen Sohn aus Netanyahus Nähe entfernt. Dann zitierte er eine Filmrolle: «Ich bin schon so lange im Rachegeschäft. Jetzt, wo es vorbei ist, weiss ich nicht, was ich mit dem Rest meines Lebens anfangen soll» und appellierte von daher: «Ich bitte die Juden, darüber nachzudenken, was dieser Binyamin Netanyahu und seine rechte Regierung dem jüdischen Volk auf der ganzen Welt antun. Sie gefährden nicht nur den Staat Israel, der mir sehr am Herzen liegt und dessen Existenz ich mir wünsche, sondern die jüdische Bevölkerung weltweit. Dass das jüdische Volk zulässt, dass Kindern und Zivilisten jeden Alters in Gaza so etwas widerfährt, aus welchen Gründen auch immer, ist skrupellos und undenkbar». Er bat «Juden überall auf der Welt» schliesslich, «zu überlegen: Ist das akzeptabel und tragbar? Wie konnte es euch und euren Vorfahren angetan werden, und ihr … tut es jemand anderem an?»

Patinkin ist laut JTA als Kritiker Israels bekannt und plädiert seit Jahrzehnten für «die Befreiung des palästinensischen Volkes, das über 50 Jahre brutaler und entmenschlichender Besatzung durch den Staat Israel ertragen hat.» Nun löste er einen Sturm von Kritik etwa der pro-israelischen Influencerin Dahlia Kurtz aus, die ihn als «vollkommen suizidgefährdeten Juden» schilt: «Ich bitte dich, Mandy, verbringe etwas Zeit allein mit ein paar Medikamenten und frage dich, wie du die Hamas davon abhalten willst, ihr Versprechen einzuhalten, Israel zu zerstören». Patinkin wurde zudem die Verbreitung der «Blutlegende» vorgeworfen: «Schande über Mandy Patinkin, der eine Ritualmordlegende und Holocaust-Verleumdung gegen Juden, Israel und Premierminister Netanyahu verbreitet. Israel führt einen gerechten Krieg mit gerechten Mitteln.»

Auf dem TikTok-Kanal der Times fand Patinkin dagegen vorwiegend Zuspruch wie diesen Post: «Als Jude stimme ich voll und ganz zu. Mein Herz und meine Seele schmerzen für die Palästinenser. Sie sind meine Brüder und Schwestern. Ich bin nicht antisemitisch. Ich bin kein selbsthassender Jude. Ich fühle mich nie jüdischer, als wenn ich mich für diejenigen einsetze, die unterdrückt und verteufelt werden», lautete ein Kommentar mit über 20.000 «Likes» (Link).

Andreas Mink