Ronn Torossian, der umstrittene Chef von Betar USA, darf an der kommenden Sitzung des World Zionist Congress im Oktober wieder als Delegierter teilnehmen.
Ein Berufungstribunal des Kongresses hat die vorherige Sperre gegen Torossian aufgehoben und damit entschieden, dass sein aggressiver Ton und sein Verhalten zwar «unangemessen» waren, aber nicht als Grund für einen dauerhaften Ausschluss reichen.
Die Sperre resultierte aus monatelangen Auseinandersetzungen zwischen Torossian und Shai Davidai, einem Professor und pro-israelischen Aktivisten, der für eine konkurrierende Liste kandidierte. Insbesondere private, teils beleidigende Nachrichten zwischen den beiden standen im Fokus. Das Tribunal stellte nun fest, dass privates Fehlverhalten nicht in gleichem Masse wie öffentliches Verhalten bewertet werden sollte. Auch öffentliche Angriffe von Torossian und Betar USA auf «Kol Israel», Davidaïs Slates, sah das Tribunal als themenbezogen und nicht grundlegend sanktionswürdig an.
Durch das Urteil kann Torossian auf dem 39. WZC als Vertreter der rechtsgerichteten ZOA Coalition auftreten und zusammen mit Betar USA für die Revisionistische Strömung Jabotinskys eintreten – insbesondere gegen progressive jüdische Stimmen. Kritische Stimmen, darunter die Anti-Defamation League und moderate Zionisten, werfen Betar USA Polarisierung und extreme Rhetorik vor. Kol Israel äusserte sich „enttäuscht“ und warnt davor, dass das Tribunal mit seiner Entscheidung Mobbing und Drohungen de facto legitimiere.
Die Kontroverse um Torossian und Betar USA unterstreicht die zunehmenden innerjüdischen Konfliktlinien – insbesondere angesichts der aktuellen Lage in Israel und weltweit wachsender antisemitischer Angriffe. Der Kongress, der die Verteilung von fünf Milliarden US-Dollar israelischer Regierungsfonds mitbestimmt, wird somit erneut zur Bühne für heftige Richtungsdebatten innerhalb des Zionismus. Gleichzeitig fordert das Tribunal Reformen, die unangemessenes Verhalten von Delegierten künftig deutlicher sanktionieren.