Jerusalem 04. Aug 2025

Appell ehemaliger Sicherheitschefs

Protest in Tel Aviv für die Freilassung der Geiseln
In Tel Aviv und weiteren Städten gingen zehntausende Menschen auf die Strassen, um für die Freilassung der Geiseln zu demonstrieren.

An Premier Netanyahu gerichtet: «Stoppen Sie den nutzlosen Krieg, bringen Sie die Geiseln zurück»

In einem beispiellosen Schritt haben zwei ehemalige Generalstabschefs der israelischen Armee sowie fast alle noch lebenden früheren Direktoren der Geheimdienste Mossad, Aman und Schin Bet Ministerpräsident Benjamin Netanyahu scharf für seinen Kurs im Gaza-Krieg kritisiert und ein sofortiges Ende der Militäraktion sowie die Rückkehr aller Geiseln gefordert. «Stoppen Sie den nutzlosen Krieg, bringen Sie die Geiseln sofort zurück», heisst es im dringenden Appell, der am Sonntagabend veröffentlicht wurde. Sie verwiesen dabei auf ihre kollektive «Erfahrung von mehr als 1000 Jahren auf dem Gebiet der Sicherheitspolitik» und warnten: «Das Problem ist, dass eine Minderheit die Politik kontrolliert.»

Die Gruppe der hochrangigen Ex-Offiziellen reagiert damit auf das im Kabinett diskutierte Vorhaben, den Militäreinsatz im Gazastreifen weiter auszuweiten. Diese Haltung findet in der israelischen Öffentlichkeit jedoch wenig Rückhalt: Einer am Freitag von Kanal 12 veröffentlichten Umfrage zufolge fordern 62 % der Israelis, dass alles daran gesetzt werden solle, die Geiseln so bald wie möglich zurückzubringen; lediglich 28 % sprechen sich für eine erneute Besetzung der Palästinenserenklave aus.

Die Debatte über das weitere Vorgehen hat sich zuletzt noch verschärft, nachdem am Samstag Bilder der stark abgemagerten Geiseln Evyatar David und Rom Braslavski veröffentlicht wurden. Israels Minister für Nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, rief am Sonntag dennoch dazu auf, den Gazastreifen erneut zu besetzen.

Gleichzeitig gingen in Tel Aviv und weiteren Städten zehntausende Menschen auf die Strassen, um für die Freilassung der Geiseln zu demonstrieren. Das Forum der Angehörigen der Geiseln appellierte unterdessen an die Regierung: «Beenden Sie diesen Albtraum, der seit 666 Tagen andauert. Unterzeichnen Sie ein umfassendes Abkommen, das alle 50 Geiseln zurückbringt und die Kämpfe beendet.»

Nach Angaben der Times of Israel sprach das Forum von rund 60'000 Teilnehmenden und von einer der grössten Demonstrationen der vergangenen Wochen. Die Hamas benutze die Geiseln als «lebende Hungerexperimente», betonte der Bruder des festgehaltenen Evyatar David. Ein von der Hamas veröffentlichtes Video zeigte ihn sichtlich ausgezehrt in einem Tunnel, in dem er sein «eigenes Grab» schaufeln soll.
 

Redaktion