Santiago de Chile 27. Aug 2025

Angriff auf älteste Synagoge

Die Plakate an der Synagoge im Zentrum der chilenischen Hauptstadt Santiago.

Die älteste Synagoge in Santiago de Chile wurde am vergangenen Samstag erneut Ziel von Vandalismus mit antisemitischen und anti-israelischen Parolen sowie gewalttätigen Motiven gegen Israels Premierminister Netanyahu. 

Am Bicur Joilim, einer Masorti-Synagoge aus dem Jahr 1930 im Zentrum der chilenischen Hauptstadt, wurden Graffiti und mit roter Farbe bemalte Poster angebracht, die Netanyahu mit einem gezeichneten Einschussloch auf der Stirn zeigten. Begleitet wurden die Provokationen von Sprüchen wie «Dein Schweigen ist Komplizenschaft mit Israels Genozid» und verdeutlichen die zugespitzte Stimmung im Kontext des Gaza-Kriegs. 
Die jüdische Gemeinde Chiles kritisierte, dass ein Angriff auf heilige Stätten mehr als nur die Gemeinde betrifft: «Vandalismus an einem sakralen Ort ist kein Angriff auf eine Gemeinde, sondern auf das Zusammenleben und den Frieden der gesamten Nation.» Ihr Direktor für Öffentlichkeitsarbeit, Gabriel Silber, bemängelte die ausbleibende Reaktion der Behörden und sprach von «Unsichtbarmachung» antisemitischer Taten, die zu Straflosigkeit führen. 
Präsident Gabriel Boric vertritt eine der kritischsten Positionen Lateinamerikas gegenüber Israel; Chiles Regierung hat mehrere diplomatische und rechtliche Schritte gegen Israel eingeleitet – darunter die Rückberufung militärischer Attachés und ein Waffenembargo. Gleichzeitig zählt Chile zur drittgrössten jüdischen Gemeinschaft Südamerikas bei etwa 16’000 Juden – aber auch zur grössten palästinensischen Diaspora ausserhalb des Nahen Ostens (bis zu 500’000 Menschen). 
Silber warnt, dass die Motive der Angriffe nicht nur im Nahost-Konflikt liegen, sondern in Chile Juden allgemein durch Hass und anhaltende Stigmatisierung gefährdet sind – eine reale Gefährdung, die derzeit von staatlicher Seite ausgeblendet wird. 
Diese Meldung dokumentiert den zunehmenden Druck auf jüdische Gemeinschaften in Chile angesichts internationaler Konflikte und zeigt, wie gesellschaftliche wie politische Spaltungen das lokale Miteinander beeinflussen.
 

Redaktion