USA - Nahost 29. Sep 2025

Amerikaner sehen Israel immer negativer

Menschen protestieren gegen die Ankunft Netanyahus während der 80. Sitzung der Generalversammlung der Vereinten Nationen letzte Woche in New York
Protestanten demonstrieren gegen die Ankunft Netanyahus während der 80. Sitzung der Generalversammlung der Vereinten Nationen letzte Woche in New York.

Neue Umfrage stellt Trendwende nun auch bei Demokraten mittleren Alters fest.

Knapp zwei Jahre nach dem Angriff der Hamas-Terroristen auf Israel am 7. Oktober 2023 stellen Umfragen eine dramatische Änderung der Haltung in der amerikanischen Bevölkerung gegenüber dem traditionellen Partner Israel fest. Eine neue Erhebung der «New York Times» und der Universität Siena im Rahmen einer seit 1998 laufenden Serie von Befragungen zur Einschätzung Israels sieht diesen Trend fortlaufen. 

Zum ersten Mal seit 1998 unterstützt eine knappe Mehrheit der Befragten die Palästinenser. Nach dem 7. Oktober 2023 standen 47 Prozent auf der Seite Israels und 20 Prozent auf der Seite der Palästinenser. In der neuen Umfrage gaben 34 Prozent Sympathien für Israel und 35 Prozent solche für die Palästinenser an. 31 Prozent sind unsicher oder unentschieden.

Eine Mehrheit lehnt nun zusätzliche Wirtschafts- und Militärhilfen für Israel ab – ein erstaunlicher Stimmungsumschwung seit den Anschlägen vom 7. Oktober. Bei Befragten unter 30 Jahren liegt dieser Wert bei 70 Prozent. Etwa sechs von zehn Befragten wünschen, dass Israel seinen Militäreinsatz selbst dann beendet, wenn die verbleibenden israelischen Geiseln nicht freigelassen oder die Hamas nicht vernichtet würde. 40 Prozent der Wähler gaben an, Israel töte absichtlich Zivilisten in Gaza – fast doppelt so viele wie in der Umfrage von 2023.

Dieser Meinungswandel geht primär auf einen starken Rückgang der Unterstützung auf demokratischer Seite zurück. Die überwiegende Mehrheit von Konservativen unterstützt Israel weiterhin, wenn auch mit einem leichten Rückgang.

Im Oktober 2023 waren die Demokraten noch immer gespalten: 34 Prozent sympathisierten mit Israel und 31 Prozent mit den Palästinensern. Heute stehen Linksliberale mit 54 Prozent gegen 13 Prozent mit überwältigender Mehrheit auf der Seite der Palästinenser. Fast sechs von zehn Demokraten sind überzeugt, Israel töte absichtlich Zivilisten, doppelt so viele wie 2023.

Die grösste Bewegung dieser Population wird bei weissen, akademisch gebildeten, älteren Menschen notiert, die bei den letzten Wahlen zum Rückgrat der Partei wurden. Jüngere Demokraten und Demokraten ohne Hochschulbildung zeigten bereits wie Angehörige von Minoritäten vor fast zwei Jahren deutlich mehr Sympathie für die Palästinenser. 

Damals sympathisierten demokratische Wähler ab 45 Jahren im Verhältnis 2:1 mit Israel statt mit den Palästinensern. Jetzt ist das Verhältnis umgekehrt: 42 Prozent geben an, mehr Sympathie für die Palästinenser zu empfinden, verglichen mit 17 Prozent mit mehr Sympathie für Israel (https://www.nytimes.com/2025/09/29/polls/israel-gaza-war-us-poll.html).
 

Andreas Mink