Zürich 27. Mai 2025

Ablasshandel am Heimplatz

Die Werke der Stiftung Sammlung Bührle bleiben als Dauerleihgabe weiterhin im Kunsthaus Zürich.

Bührle-Stiftung verpflichtet sich zu Fluchtkunst-Leitlinien und fordert mit der Kunsthausgesellschaft drei Millionen.

Die Werke der Stiftung Sammlung Bührle bleiben als Dauerleihgabe weiterhin im Kunsthaus Zürich der Öffentlichkeit zugänglich und die Zürcher Kunstgesellschaft (ZKG) übernimmt die Provenienzforschung. Dafür soll die Stadt drei Millionen Franken sprechen.
Die Stiftung und die ZGK haben am Montag entsprechende Leitlinien im Umgang mit NS-Fluchtkunst vereinbart. "Nach intensiven Gesprächen" seien diese Leitlinien für die weiterführende partnerschaftliche Zusammenarbeit beschlossen worden, heisst es in einem Communiqué des Kunsthauses Zürich. In einem auf fünf Jahre angelegten Projekt übernimmt die ZKG die Provenienzforschung der Sammlung im Kunsthaus.
Diese erweiterte Herkunftsforschung gemäss den Grundsätzen des Kunsthauses sei zeitlich dringlich, schreibt das Kunsthaus weiter. Sie lasse sich aus inhaltlichen, ethischen und institutionellen Gründen nicht auf unbestimmte Zeit verschieben. Für diese Antwort hat die Stiftung allerdings elf Monat benötigt. Von der Familie Bührle gibt es darüber hinaus immer noch keine Stellungnahme zur Causa. 
Gleichzeitig übersteige das Projekt das, was sich das Kunsthaus mit seinen regulären Finanzmitteln in der notwendigen Frist von fünf Jahren leisten könne. Die Trägerin, die Zürcher Kunstgesellschaft, stellt darum einen Unterstützungsantrag in der Höhe von drei Millionen Franken an die Stadt Zürich. Doch was, wenn dieses Geld nicht gesprochen wird? 
Diese erweiterte Herkunftsabklärung erfolgt den Angaben zufolge gemäss dem Subventionsvertrag mit der Stadt Zürich sowie dem Dauerleihauftrag der Bührle-Stiftung, wie es in der Mitteilung weiter heisst. Und einmal mehr – wie schon in der Ära von Lukas Gloor, ehemaliger Leiter der Bürhle-Stiftung – soll die Provenienz wiederum nicht unabhängig, sondern die Provenienz verantwortlichen Kunsthauses durchgeführt werden. 

Zudem bekenne sich die Stiftung dazu, bei Werken der Dauerleihgabe mit begründeten Hinweisen, dass sie aufgrund des von den Nationalsozialisten ausgeübten Verfolgungsdrucks in andere Hände gelangten, "faire und gerechte Lösungen anzustreben".
Im Weiteren sollen drei neue Ausstellungen in den nächsten fünf Jahren die Herstellung der historischen Zusammenhänge vertiefen. Diese sollen sich unter anderem der Rolle jüdischer Sammlerinnen und Sammler in der Förderung der Moderne sowie der Rolle des Kunstsammlers und Rüstungsfabrikanten Emil Bührle widmen.
Hintergrund ist ein Untersuchungsbericht des Historikers Raphael Gross im Auftrag der Stadt Zürich im letzten Jahr. Er hielt fest, dass die bisherige Herkunftsforschung der Stiftung Bührle nicht ausreichend war und es weitere Abklärungen braucht. Viele der Werke in der Sammlung Bührles hatten zur Zeit des Zweiten Weltkriegs jüdische Eigentümerinnen und Eigentümer. Wer allerdings die Provenienzforschung bezahlt bleibt unklar. Dass jüdische Organisationen nicht dagegenhalten und sich zustimmend äussern werden, hat die Kunsthausgesellschaft auch schon sichergestellt, wie tachles Recherchen ergeben haben. 

Redaktion