Schweiz nimmt Kontakt zu Festgenommen der Gaza-Flottille auf.
Das Aussendepartement wird zu den 19 beim Aufbringen der Gaza-Flotte festgenommenen Schweizer Staatsangehörigen in Israel Kontakt aufnehmen. Sie sind nach Angaben vom Donnerstag zum Registrieren nach Ashdod gebracht worden. In verschiedenen Schweizer Städten fanden Solidaritätskundgebungen statt. Die Schweiz stehe mit den israelischen Behörden in Kontakt, teilte das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) auf Anfrage von Keystone-SDA mit. Sobald es möglich sei, werde im Rahmen des konsularischen Schutzes ein Besuch der Inhaftierten durch Vertreter der Botschaft stattfinden. Die Festgenommen würden in Ashdod registriert. Nach Angaben Israels werden sie nachher abgeschoben. Beim konsularischen Schutzes geht es gemäss EDA darum, die Achtung der Grundrechte der betroffenen Personen sicherzustellen. Das EDA ist auch in Kontakt mit den Anwälten, die von den Schweizer Teilnehmenden der Flottille mit ihrer Verteidigung beauftragt wurden. Dabei erbringt das Departement keine juristischen Dienstleistungen. Sobald aber der Ort der Inhaftierung bekannt sei und der konsularische Besuch stattgefunden habe, würden die Anwälte informiert. Marianne Jenni, die Chefin der konsularischen Direktion im EDA, sagte dem Westschweizer Radio RTS, Verletzte habe es beim Einsatz der israelischen Marine nicht gegeben. Die Aktivistinnen und Aktivisten müssten für die Rückführung in die Schweiz selbst aufkommen. Das EDA könne allenfalls einen Vorschuss leisten, den es den Zurückgeführten später in Rechnung stelle. Die Organisation "Waves of Freedom" teilte mit, unter den rund 400 Festgenommenen seien 19 Schweizer Staatsangehörige. Alle Teilnehmer hätten sich während der Kaperung der 44 Schiffe strikt gewaltfrei verhalten. Abgefangen worden seien die Schiffe etwa 100 Kilometer vor der Küste Gazas in internationalen Gewässern. Die Organisation bezeichnete das als illegal. Die israelischen Marinesoldaten hätten Ausrüstung zerstört. Was mit den gestoppten Booten und den Hilfsgütern an Bord geschehen würde, war unklar. Das Angebot Israels, die Hilfsgüter zu einem israelischen Hafen und dann auf dem Landweg in den Gazastreifen zu bringen, hatten die Aktivisten abgelehnt. In verschiedenen Schweizer Städten kam es am Abend zu Solidaritätskundgebungen mit der Global Sumud Flottilla und Palästina. In Bern blockierten Demonstrationsteilnehmer vorübergehend mehrere Gleise im Bahnhof. Die SBB teilten auf ihrer Website während der Störung mit, der Bahnverkehr im Bahnhof Bern sei aufgrund einer Demonstration eingeschränkt. Es sei mit Verspätungen, Ausfällen und Umleitungen zu rechnen. Im Anschluss blockierten Manifestanten Tramlinien. In der Kundgebung zuvor forderten mehrere hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Israel, die Aktivistinnen und Aktivisten der Gaza-Hilfsflotte freizulassen. In Bern sind Spontankundgebungen als Reaktion auf ein bestimmtes Ereignis innert 48 Stunden möglich. In Genf versammelten sich am Abend über 3000 Menschen. Die Demonstration war nicht bewilligt. Die Menschenmenge verstopfte die Hauptkreuzung beim Bahnhof. Als sie sich über die Rhone bewegen wollte, blockierte die Polizei die Brücke du Mont-Blanc mit Einsatzfahrzeugen. Demonstranten bewarfen die Ordnungskräfte mit Gegenständen. Diese antworteten mit Tränengas ein und kesselten mehrere hundert Demonstrierende ein. Später löste sich die Kundgebung auf. Es kam zu Sprayereien. Gegen 1000 Personen beteiligten sich in Zürich an einer Demonstration auf dem Helvetiaplatz. Ersten Angaben zufolge blieb es friedlich. In Lugano meldeten die Behörden Verkehrsbehinderungen im Zentrum, als die Demonstrierenden durch die Stadt zog. Daneben waren in Basel, Luzern und Sitten Kundgebungen geplant.