Das Jüdische Logbuch 07. Feb 2020

Der Makkabäer Hollywoods

Los Angeles, Februar 2020. Vielleicht ist es Hollywoods traurigster Tag. Ein Gigant ist gegangen und somit eine Epoche vergangen. Ein Gigant, wie es ihn nicht mehr geben wird. Die Seitenstrasse an diesem Mittwochabend am Sunset Boulevard liegt in rot-oranger Dämmerung. Ein unscheinbares Haus mit zwei Löwenskulpturen am Eingang. Keine Tore, sondern eine offene Einfahrt. Hier ist am Vormittag Schauspieler Kirk Douglas in seinem Hause mit 103 Jahren verstorben. Die Strassen sind menschenleer. Ein spanisches Fernsehteam vom öffentlich-rechtlichen Sender Espagnol ist eigentlich zur bevorstehenden Oscar-Verleihung von Sonntag angereist und berichtet nun über das Ende einer Ära in Hollywood. Denn Kirk Douglas vereinte alles, was die Filmmetropole in dieser Ballung längst nicht mehr hat: Esprit, Talent, Selbstbewusstsein und unkäuflichen Charme. Kirk Douglas war der letzte Vertreter der Goldenen Ära der amerikanischen Filmbranche. Er war ein Jahrhundertstar über Jahrzehnte, wie es ihn so nicht mehr geben wird, und erst recht als Jude im Europa des 20. Jahrhunderts nie hätte geben können. Ein Kind von jüdischen Einwanderern aus Russland aus einfachen Verhältnissen, hat er schliesslich nicht nur Filmgeschichte, sondern Dekaden geprägt. Wenn am kommenden Sonntag die Oscar-Verleihungen stattfinden werden, dann unter dem Eindruck dieses Verlusts einer Persönlichkeit, die nicht nur auf, sondern auch neben der Leinwand brillierte; mit eindringlich blickenden Augen, die Zuschauer nicht mehr losliessen. Der heroische Spartakus, der sanfte van Gogh war eigentlich Makkabäer. Er begehrte nicht nur auf der Leinwand auf, er kämpfte nicht nur gegen die Nazis in der Navy. Die Rolle war echtes Leben. Wenn es darum ging, sich gegen McCarthy oder für Minderheiten einzusetzen. Wenn es darum ging selbstbewusst und liberal eine Stimme der Vernunft einzubringen. Er war vor allem der Familienmensch, wie es Michael Douglas zum Tode seines Vaters zusammenfasste: «Für die Welt war er eine Legende, ein Schauspieler aus dem Goldenen Zeitalter des Films, der bis weit in seine goldenen Jahre hinein gelebt hat». Aber für ihn und seine Brüder Joel und Peter sei er «einfach Dad» gewesen.

Die Beerdigung findet heute Freitag in Los 
Angeles statt.

Yves Kugelmann ist Chefredaktor der JM Jüdischen Medien AG.

Yves Kugelmann