Welche Hautfarbe haben Jüdinnen und Juden und welche Zuschreibungen prägen ihren Alltag? Die neue Ausstellung «Schwarze Juden, weisse Juden?» im Jüdischen Museum Wien widmet sich diesem Spannungsfeld von Fremd- und Selbstwahrnehmung. Sie zeigt historische und aktuelle Beispiele, wie Jüdinnen und Juden je nach Zeit, Ort und politischem Kontext als weiss oder nicht weiss, als Schwarze oder Nicht-Schwarze, als Diskriminierte oder als Diskriminierende, als Kolonisierte oder Kolonisatoren dargestellt wurden. Gerade diese Widersprüchlichkeit macht sichtbar, dass Hautfarbe nicht nur eine biologische, sondern auch eine gesellschaftliche Konstruktion ist, eine, die bis heute das Leben vieler prägt. Die Ausstellung beleuchtet Zuschreibungen des 19. Jahrhunderts, koloniale Diskurse, antisemitische Rassentheorien und die rassistische Ideologie des Nationalsozialismus. Gleichzeitig thematisiert sie die Erfahrungen von «Jews of Color» in Afrika, den USA und Europa sowie innerjüdische Debatten über Identität und Solidarität. Brisante Aktualität erhält das Thema durch den 7. Oktober 2023 und den darauf folgenden Krieg. Die Darstellung von Juden als «weisse Kolonialherren» findet derzeit international Verbreitung und blendet die Vielfalt jüdischer Geschichte und Gegenwart aus. Die Ausstellung setzt dem eine differenzierte Perspektive entgegen und lädt ein, stereotype Weltbilder zu hinterfragen.
Bis Sonntag, 26. April, Jüdisches Museum Wien, Dorotheergasse 11, Wien.
www.jmw.at