Amnon Barzel verstarb am 9. August im Alter von 90 Jahren. Der israelische Kunsthistoriker, Kurator und Verfasser zahlreicher Publikationen war jahrzehntelang an internationalen Kunstorten aktiv und prägte die Museumspraxis in Europa wesentlich. Barzel studierte Naturwissenschaften an der Hebräischen Universität Jerusalem und erwarb anschliessend einen Abschluss in Kunstgeschichte an der Sorbonne in Paris. Ab den 1970er Jahren war er als Bildungsautor für die Zeitung «Haaretz» tätig, lehrte in Haifa und war Mitbegründer des Kunstmagazins «Painting and Sculpture». Seine kuratorische Laufbahn führte ihn unter anderem zum israelischen Pavillon auf der Biennale in Venedig, zur Biennale São Paulo sowie in beratende Funktionen unter anderem in Tel Aviv, Florenz oder Montefiridolfi. Von 1988 bis 1992 leitete er das Museo Pecci für zeitgenössische Kunst in Prato. Zwischen 1994 und 1997 stand Barzel an der Spitze der ehemaligen «Abteilung Jüdisches Museum» des Berlin Museums. In jener Zeit, als die institutionellen Strukturen überarbeitet wurden, setzte er sich intensiv dafür ein, den von Daniel Libeskind geplanten Bau als eigenständiges Jüdisches Museum zu etablieren, als Raum, in dem jüdische Perspektiven auf Berliner Geschichte sichtbar werden. Damit eröffnete er eine breitere Debatte über Museumsidentität und kulturelle Repräsentation. Sein publizistisches Werk umfasst über 100 Publikationen, darunter Kataloge und Monografien zu Künstlern wie Joseph Beuys und Hans Hartung. Barzel verstand sich stets als interkultureller Vermittler, der Kunst in ihren gesellschaftlichen, historischen und politischen Kontext einbettete. Amnon Barzel hinterlässt ein bedeutendes Erbe als Brückenbauer zwischen Ländern, Disziplinen und Generationen.
Amnon Barzel
15. Aug 2025
Kunstvermittler

Emily Langloh