Jerusalem 03. Okt 2025

Ungewisse Zukunft

Das Rockefeller-Museum in Jerusalem, eines der schönsten Bauwerke Israels, steht vor einer ungewissen Zukunft. 1938 als erstes archäologisches Museum des Landes eröffnet, vereint der Bau orientalische und westliche Stilelemente, Reliefs von Eric Gill und eine Keramiknische des armenischen Künstlers David Ohanessian. Lange Zeit beherbergte es bedeutende Funde aus der Mandatszeit, darunter Teile der Sammlung der Schriftrollen vom Toten Meer. Seit zwei Jahren ist das Museum geschlossen. Offiziell geschah dies nach dem Umzug der Israelischen Altertumsbehörde (IAA) auf den neuen Campus in Givat Ram und wegen sinkender Besucherzahlen infolge von Pandemie und Krieg. Seither ist das Gebäude verwaist, nur gelegentlich finden Führungen durch das Tower of David Museum statt. Doch hinter den Kulissen wird um die Zukunft gerungen. Das Finanzministerium sprach offen von einer touristischen Nutzung, auch ein Umbau zu einem Luxushotel gilt als mögliche Option. Gleichzeitig kursieren Berichte, dass Siedlerorganisationen wie Elad oder Ateret Cohanim Interesse an einer Übernahme hätten. Die IAA hingegen betont, das Museum sei «das historische und symbolische Zuhause der israelischen Archäologie» und solle wieder zu einem lebendigen Museum werden. Kritiker warnen vor einem kulturpolitischen Missbrauch. Ob Hotel, politisches Prestigeobjekt oder Kulturstätte: Die Entscheidung über das Rockefeller-Museum ist noch nicht gefallen, doch sie wird weit über Architektur hinaus Bedeutung haben.

Emily Langloh