Tel Aviv 12. Sep 2025

Israels Filmemacher reagieren

Fast 4000 internationale Filmschaffende, darunter Oscar- und Palmen-Preisträger wie Emma Stone, Tilda Swinton, Mark Ruffalo und Ava DuVernay, haben einen Boykott gegen israelische Filme, Festivals und Produktionseinrichtungen angekündigt (vgl. S. 8, 10). Auslöser ist das Vorgehen Israels in Gaza, das von den Unterzeichnern als «Genozid» bezeichnet wird. Der offene Brief, organisiert von «Filmmakers for Palestine», fordert die internationale Filmszene zur Isolation israelischer Kulturbetriebe auf, solange diese nach Ansicht der Initiatoren an Menschenrechtsverletzungen mitbeteiligt seien. Auf diesen Boykott reagieren Israels Branchenvertreter mit Sorge und Kritik: «Der Boykott ist fehlgeleitet und trifft ausgerechnet diejenigen, die sich innerhalb Israels am engagiertesten für den Dialog mit Palästinensern einsetzen», heisst es seitens der israelischen Drehbuchautorenvereinigung. Man fühle sich zwischen den Fronten: «Wir tragen das Gewicht der Regierungspolitik und stehen gleichzeitig unter Druck von Boykott-Initiativen im Ausland», so Vertreter der israelischen Regie- und Dokumentarfilmszene. Viele verweisen auf Werke, die sich seit Jahren kritisch mit dem Nahost-Konflikt auseinandersetzen. Gleichzeitig gibt es unter einigen israelischen Kulturschaffenden selbstkritische Stimmen, die anmerken, dass die eigene Branche mehr tun müsse, um Unrecht sichtbar zu machen und wirkliche Veränderungen voranzutreiben. Die Unterzeichner des Boykotts orientieren sich an Vorgängerkampagnen aus der Apartheid-Ära Südafrikas. Israels Kunstszene weist darauf hin, dass viele kritische Produktionen staatlich gefördert werden, und fordert Unterstützung statt Isolation. Der Kulturstreit spiegelt den zunehmenden Druck auf israelkritische Künstler zwischen staatlichen Restriktionen im Land und wachsender internationaler Ablehnung.

Redaktion