Eine Woche nach ihrer Rückkehr aus der Gefangenschaft bei der Hamas besuchte der israelische Rapper Ravid Plotnik die Rehabilitationsstation für befreite Geiseln im Rabin Medical Center. Dort sang er gemeinsam mit den Überlebenden, die sich noch in medizinischer und psychologischer Betreuung befinden, darunter Guy Gilboa-Dalal, Evyatar David, Avinatan Or, Eitan Mor und Alon Ohel, sein Lied «New Day». Der Moment wurde festgehalten, besonders berührend war die Szene, als Plotnik zusammen mit den kürzlich Freigelassenen den Refrain sang: «Even when we didn’t have much, we had everything. Yesterday was yesterday, today is a new day» («Auch wenn wir nicht viel hatten, hatten wir alles. Gestern war gestern, heute ist ein neuer Tag.»). Für viele Anwesende, Angehörige wie Patienten, spiegelte dieser Satz ihre Hoffnung wider, dass nach Monaten der Dunkelheit wieder ein neuer Tag beginnen kann. Plotnik, 1988 in Petah Tikva geboren und bekannt unter seinem Künstlernamen Nechi Nech, zählt seit Jahren zu den prägenden Stimmen des israelischen Hip-Hop. Sein Besuch war kein PR-Termin, sondern eine persönliche Geste. Er nahm sich Zeit für Gespräche, hörte zu und schuf eine Atmosphäre, in der Musik als gemeinsame Sprache zwischen Künstler und Überlebenden wirkte. Der Auftritt steht in einer Reihe ähnlicher Besuche israelischer Musiker, die mit befreiten Geiseln Kontakt aufnehmen. Auch Sänger Hanan Ben Ari trat jüngst in einem Krankenhaus für sie auf. In einer Gesellschaft, die nach Monaten des Schmerzes und der Unsicherheit nach Orientierung sucht, sind solche Begegnungen mehr als symbolisch. Sie zeigen, dass Musik Trost spenden, Nähe schaffen und den Prozess der Rückkehr ins Leben behutsam begleiten kann, leise, aber wirkungsvoll.
Ravid Plotnik
24. Okt 2025
Zeichen der Hoffnung
Emily Langloh